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Das kritische Denken wird uns kein Algorithmus abnehmen – Wie gehen wir mit digitaler Desinformation um ?

Beitrag zur Publikation des Instituts für Auslandsbeziehungen “Meinungsmache im Netz”, Oktober 2018

Was hat der 17-jährige islamistische Attentäter, der in der Nähe von Würzburg Menschen in einem Regionalzug mit einer Axt angriff[1] gemein mit den rechtsextremen Demonstranten in Bautzen?[2] Was eint die demonstrierenden Russlanddeutschen bei ihrem Protest um die verschwundene 13-jährige Lisa[3] mit den Anhängern der rechtsextremen Identitären Bewegung, die das Brandenburger Tor erklettern und dort ein Transparent als Protest gegen Zuwanderung ausrollen?[4] Auf den ersten Blick nicht viel. Doch sie alle bezogen  ihre Informationen aus dem Netz und sie radikalisierten und vernetzten sich dort.[5]

Sie sind Beispiele dafür, wie massiv  der Einfluss von Desinformation und Propaganda auch in Deutschland ist.  Wie durch digitale Desinformation radikalisiert, polarisiert und gespalten wird. Auch in Deutschland nutzen externe Akteure und eine wachsende Zahl interner Akteure die digitale Verbreitung von Information und Desinformation für ihre Zwecke.

Zu den externen Akteuren, die Einfluss auf die politische Meinungsbildung in unserem Land nehmen,  gehört Russland, das mit seinem Auslandsfernsehen Russia Today auch in deutscher Sprache über das Netz verfügbar ist. Zu den Akteuren gehören auch die Erdoğan-treuen, ebenfalls staatlich kontrollierten türkischen Medien, welche heute in weit größerer Zahl als früher über das Netz für die türkischsprachige Zielgruppe in unserem Land verfügbar sind.  Dazu zählt weiter der „Islamische Staat“ (IS), der über seine Internetkommunikation auch in Deutschland junge gewaltbereite Islamisten anspricht und für seine Sache gewinnt.

Die Allianz der rechtspopulistischen, rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Medien im Netz

Ein Akteur mit schnell wachsenden digitalen Reichweiten sind die Rechtspopulisten: die AfD mit ihren offiziellen Parteiaccounts und –plattformen im Netz und mit den nicht-offiziellen geschlossenen und offenen Facebook-Gruppen und Unterstützerforen – nutzt die sozialen Medien so intensiv wie sonst keine Partei. Doch sie ist nur e i n Akteur in einer Echokammer, die weit größer ist: Im Netz ist eine „Gegenöffentlichkeit“ entstanden, in der rechtspopulistische, rechtsextreme und verschwörungstheoretische Medien, Blogs und Gruppen eine Allianz eingehen. Sie verstärken sich gegenseitig: Inhalte werden von verschiedenen Plattformen eingesetzt,  sie werden retweetet und geteilt – und erzielen mitunter fünfstellige, manchmal sechsstellige Zugriffsraten. Reichweiten, welche die einzelnen Akteure allein kaum damit erzielen würden. Sie wollen Reichweiten und politische Wirkung erzielen – nicht nur im Netz, sondern auch in der politischen Diskussion und bei Wahlen. Und das gelingt, wie das Wahlergebnis der AfD zeigt.[6]

Falschinformationen sind in dieser digitalen Gegenöffentlichkeit verbreitet: „Obama hat die Terrororganisation IS gegründet!”, „Die Clintons wollen den dritten Weltkrieg anzetteln!”, „In der Ukraine regieren Nazis!”, „Die Bundesregierung plant die Umvolkung Deutschlands!”, heißt es dort oder Afrikaner und Araber kämen nach Europa, „um durch das gezielte Schwängern von Frauen den großen Volksaustausch zu befördern!”

Auf Desinformation richtig reagieren – weg mit den Irrtümern, ran an die Fakten!

Es ist ein Fehler, dieses antidemokratische, hasserfüllte Rauschen im Netz und die Desinformationen, die dort zirkulieren, kleinzureden oder gar auszublenden. Denn es wird bleiben und ganz sicher auch in Deutschland wachsen – und hat schon heute   Folgen für unser Miteinander, unsere Politik, unsere politische und demokratische Verständigung. Ändern kann sich nur unser Umgang damit.

Der fundamentale Wandel unserer Meinungsbildung und unseres öffentlichen Raums ist ein politisches Schlüsselthema unserer Zeit, denn die Akteure, die ihre demokratiefeindlichen, hetzenden und menschenfeindlichen Botschaften in unsere Gesellschaft treiben, zielen auf den Kern unserer politischen Ordnung, auf unser Miteinander, auf unsere Verständigungsbereitschaft. Sie untergraben das Vertrauen in die Sicherheit in unserem Land, in staatliche Strukturen – ob Regierung, Justiz oder Polizei – auf freiheitliche Prozesse und Institutionen. Kurzum: Sie zielen auf unsere Demokratie.

Höchste Zeit also sich Gedanken darüber zu machen, wie unsere Antwort darauf aussieht. Wann immer im Folgenden von „Wir“ die Rede ist, darf sich jeder angesprochen fühlen, der sich zur demokratischen Mehrheit in unserem Land zählt, der ein Interesse daran hat, sein soziales und berufliches Umfeld aktiv zu gestalten. Lehrer, professionelle Politiker oder Journalisten sind genauso gefordert wie diejenigen, die sich ehrenamtlich, sozial oder politisch privat engagieren. Wir sind aufgerufen, Ideen zu entwickeln, wie wir mit dem digitalen Wandel in unserer Gesellschaft und unserem öffentlichen Raum umgehen. Weniger um bereits weit entrückte Wutbürger umzustimmen – sondern weit mehr, um der demokratischen Mehrheit auch im digitalen Informationsraum Räume zu schaffen und um der weiteren Vergiftung des demokratischen Diskurses im Netz wirkungsvoll entgegen zu treten.

Damit das gelingt, gilt es mit einigen Irrtümern aufzuräumen.

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Irrtum 1: Desinformation hat doch keinen echten Einfluss!

Das stimmt leider nicht.

Desinformation hat gravierende und sehr reale Auswirkungen. Was als Tweet oder Post im Netz beginnt, führt oft zu praktischer Gewalt: Morddrohungen gegen Abgeordnete des deutschen Bundestags nach der Armenienresolution. Die gezielten Aggressionen in Dresden bei den Feiern am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2016, der Brandanschlag auf eine Moschee in Dresden nur eine Woche zuvor. Polizeischutz für Abgeordnete wegen ihrer türkeikritischen Haltung. Unter den beiden größten Migrantengruppen, den Deutschtürken und Russlanddeutschen wenden sich viele von den etablierten Parteien ab. Der Verfassungsschutzbericht meldet für das Jahr 2016 einen Anstieg der Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund um 13,6 %. Die Zahl der über das Netz radikalisierten islamistischen Terroristen nimmt zu.

Die Schlagzeilen, die Kampfbegriffe und die Narrative finden ihre Wege aus den Echokammern der Gleichgesinnten hinaus. Sie tauchen in den Medien, in der Alltagssprache, in der politischen Auseinandersetzung auf. „Obergrenze“, „Asylforderer“, „Systemparteien“, „Staatsversagen“, „Kontrollverlust“, „bürgerkriegsähnliche Verhältnisse“ – diese Begriffe gab es vor mehr als zwei Jahren so gut wie nicht. Inzwischen jedoch kommen sie nicht nur in Wahlkampfreden, sondern auch im Alltag und in den Medien vor. Die Begriffe der Rechtspopulisten – mitsamt ihren Deutungsrahmen sind in unserer Alltagssprache angekommen.

Sie setzen eine Agenda! Bestes Beispiel dafür ist der Wahlkampf zur Bundestagswahl, der bis zum Kanzlerduell dominiert wurde durch das Flüchtlingsthema – so, als ob es kaum/keine andere Themen gegeben hätte.

 

Irrtum 2: Fakten überzeugen mehr als Falschinformationen!

Für das Netz gilt das nicht: hier werden Desinformationen häufiger geteilt als Fakten. Es ist  bedauerlich, aber empirisch nicht von der Hand zu weisen: Menschen suchen nicht natürlicherweise nach der Wahrheit. Viele tendieren dazu, diese zu meiden. Menschen akzeptieren instinktiv Informationen, denen sie ausgesetzt sind. Und wenn sie falschen Glaubenssätzen widerstehen wollen, dann müssen sie daran aktiv arbeiten. [7] Haben Sie das schon mal versucht, wenn Sie für ein  paar Stunden im Netz abgetaucht waren, einem Thema nachgegangen sind, das Sie leidenschaftlich interessiert?  Wie die Mehrheit der anderen Nutzer auch, werden Sie dazu tendieren, vertraute Informationen für wahr zu halten, z.B. das, was Ihnen Freunde empfehlen. Und Sie picken sich wahrscheinlich eher die Information heraus, die Ihre bestehenden Ansichten unterstützen.

Eine Information mag falsch sein –  wird sie mit der entsprechenden Emotionalität erzählt, möglichst oft von meiner Gruppe im Netz geteilt, dann wird man sie dennoch für glaubwürdig halten – und vor allem: man wird sie im Netz mit Gleichgesinnten teilen. „Das was man fühlt ist Realität!“[8], sagen die Populisten wie die Extremisten. Nach diesem Prinzip funktioniert ihre politische Kommunikation. Ihre Erzählungen transportieren vor allem Gefühle. Protest entsteht über die Verbreitung von Angst und Wut. Desinformation ist ein ebenso banales wie wirkungsvolles Mittel, um diese Gefühle auszulösen. Deswegen werden Falschinformationen in den sozialen Medien gerne geteilt und öfter verbreitet als Fakten.

Das erklärt, warum Desinformation für die Kommunikation der Populisten und Extremisten ein so wichtiges Element ist. Die Wirkung von Meldungen, dass Merkel eine Enkeltochter Hitlers sei oder dass SPD-Spitzenkandidat Schulz möglicherweise „Konzentrationslager für politisch unbequeme Bürger“ fordern werde, weil sein Vater bei der Vergasung von Juden im Dritten Reich mitgewirkt habe[9], lässt sich leicht vorhersehen. Solche Desinformation löst Wut, Angst und Empörung unter ihren Adressaten aus, auch wenn die Information offensichtlich falsch ist – und erhöht so die Sichtbarkeit und Resonanz für populistische Ideen.[10]

Darin liegt die Gefahr der voneinander isolierten Teilöffentlichkeiten im Netz – denn hier herrscht Meinungseinfalt – und nicht –vielfalt.  Man ist in vor allem oder gar ausschließlich unter Gleichgesinnten. Das aber ist nicht nur ein Rückzug in die eigene Community – es ist gleichbedeutend mit dem Rückzug aus einem breiten gesellschaftlichen Diskurs.

Irrtum 3: Das sind doch nur hohle sprachliche Provokationen, die ihre Wirkung verfehlen

Richtig ist: der Angriff auf die Demokratie der Populisten und Extremisten beginnt mit dem Angriff auf die Sprache. Sie sagen offen, dass sie darauf zielen, in ihrer Kommunikation die Grenze des Sagbaren zu verschieben. Denn damit verschiebt sich in letzter Konsequenz auch die Grenze für das, was (politisch) machbar ist – und Grundwerte unserer Gesellschaft geraten in Gefahr!

In Gefahr gerät auch die Möglichkeit demokratischer Verständigung. Wenn wir uns nicht mehr über gemeinsame Begriffe und deren Bedeutung verständigen können, dann ist politische Auseinandersetzung so gut wie unmöglich. Wenn der eine ‚rapefugees‘ sagt – und damit meint, dass muslimische Männer grundsätzlich und immer Frauen vergewaltigen – und der andere ‚Flüchtling‘, dann beschreibt das unterschiedliche Realitäten.

Die Begriffe, welche Extremisten wie Populisten viral  in Umlauf bringen sind nicht neutral. Populisten stellen Provokation und Tabubrüche an die Stelle sachlicher Argumente, so dass man zur Sachebene gar nicht erst vordringt.[11] Aus Flüchtenden werden „Asylforderer“, „muslimische Gewalttäter“, „Merkels Gäste“. Diese Begriffe werten ab, interpretieren um. Sie geben mir eine Deutung mit, prägen meine Wahrnehmung der politischen und sozialen Realität in meinem Land. Diese Begriffe sind ein Angriff auf unser gesellschaftliches Miteinander, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Sie sind aggressiv, menschen-  und demokratiefeindlich. Sie stigmatisieren ganze Gruppen und setzen sie systematisch herab. Als notorische Gewalttäter, als feindliche Eroberer, als gewissenlose Kleptokraten.

Diesem postfaktischen Wüten sollten wir uns souverän entgegenstellen. Denn wenn keiner mehr klärt, was wahr ist und was unwahr, dann lassen wir zu, dass Deutungen die Realität übermalen – wie das in vielen Erzählungen der Populisten und Extremisten geschieht. Wir sollten Provokation auch nicht mit Gegenprovokation beantworten. Falsches nicht mit Falschem parieren. Demokratische Verständigung – auch im digitalen Raum -, verlangt danach, Fake zu entlarven als das was es ist: Desinformation, vielleicht offene Manipulation. Wer sich  als Demokrat versteht, hateinen Dienst an der Wahrheit zu leisten. Es ist verkehrt – passiert aber viel zu häufig –  dem Reiz-Reaktionsschema ‚Provokation –Gegenprovokation‘ zu folgen oder oberflächlich Stichworte mit Schlagseite zu diskutieren. Stattdessen sollten wir die Fakten dazu herausarbeiten, die Stichwortgeber gezielt damit konfrontieren und auf eine Antwort bestehen.

 

Irrtum 4: Die Kommunikation im Netz können wir den anderen überlassen – wir machen weiter wie bisher!

Die politische Entwicklung spricht dagegen. Die Erzählungen der anderen nur zur Kenntnis zu nehmen ist aus meiner Sicht entschieden zu wenig! Wo ist die Demokratie-Erzählung, die überzeugt? Die mich dafür begeistert, für eine plurale, freiheitliche und demokratische Ordnung zu streiten? Die zum Mitmachen einlädt? Die sich zu einem frühen Zeitpunkt an die wendet, die sich in unserem Land nicht wahrgenommen fühlen und an die, die dabei sind, sich von der Demokratie in unserem Land abzuwenden?

Die Narrative der Populisten sind verführerisch. Sie reduzieren die Komplexität der Welt, in der ich lebe. Dabei drehen sie sich doch im Kern um ein hochkomplexes und zentrales Thema: die Identität! Warum überlassen wir solche zentralen Themen unserer Gesellschaft – wie das der Identität oder das des gesellschaftlichen Zusammenlebens – deren Diskursen? Warum lassen wir zu, dass sie für solche Themen Deutungshoheit beanspruchen?

Die Frage, wer wir sind und wie wir leben wollen, gehört wieder in die Mitte der politischen Debatten

Wir müssen mehr streiten! An echten Kontroversen ist noch keine Demokratie gescheitert. Die Populisten zielen darauf, die Kontroverse als „Streit um den richtigen Weg unter Gleichberechtigten“ auszulassen, indem sie behaupten, es gebe einen allgemeinen und einheitlichen Volkswillen. Dieses geschlossene „Volk“, das es naturgemäß nicht gibt, hat immer Recht – und die Populisten sind dessen politische Stellvertreter. „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen“, verkündete AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland nach dem Wahlerfolg der AfD. Dieser Satz ist entlarvend: Unumwunden drückt er nicht nur die falsche Überheblichkeit der Populisten aus, sondern auch ihren autoritären Machtanspruch, für „ihr Volk“ zu sprechen.

Digitale Teilhabe für möglichst viele – darum sollte es vielmehr gehen. Wer effektiv für die Demokratie werben möchte, dessen politische Kommunikation muss sich weit stärker auf das Netz und die Nutzungsgewohnheiten dort einstellen als das bisher der Fall ist. Dazu zählt nicht nur eine bessere Präsenz, dazu zählt auch eine andere Haltung, denn im Netz zu kommunizieren, das heißt: sich unter Gleichberechtigten austauschen. Es gilt Formate zu schaffen, über die sich möglichst viele Menschen aktiv am Prozess der politischen Meinungsbildung beteiligen können. Die demokratische Zivilgesellschaft sollte sich auch digital weit stärker vernetzen und organisieren als sie es bisher tut! Damit im Netz (mehr) Räume für politische Auseinandersetzungen, für das Aushandeln demokratischer Kompromisse und den richtigen politischen Weg entstehen.

Diese Punkte sind übrigens nur zum Teil Aufgabe von Politikern oder Journalisten. Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Einsatz erforderlich – der setzt überall da an, wo Menschen sich begegnen. Es wird in unserer heterogenen Gesellschaft zu wenig über Demokratie und Identität gesprochen – das gilt für Schulen, für Medien, für Politik und Alltag – und auch für das Netz.

„Wir sind das wahre Volk – die anderen gehören nicht dazu!“ Erzählungen dieser Art, die in den digitalen Echokammern der neuen Rechten gerne geteilt werden und Raum greift, funktionieren nicht ohne „andere“, die „Fremden“, die „Eliten“, die „Lügenpresse“. Populisten brauchen Feindbilder und Antagonisten. Das erklärt die tiefe Menschenfeindlichkeit, welche aus den Beiträgen spricht. Umso wichtiger ist, dass genau diese als „Feinde“ stigmatisierten Menschen an unseren gesellschaftlichen und medialen Diskussionen teilhaben, dass wir ihre Stimmen lesen und hören können. Wie viele Talksendungen gab es zum Thema Flüchtlinge, an denen ein Flüchtling teilnahm?

Eine eigene Agenda tut not!   Wo sind die durchschlagenden Argumente, warum sich Europa lohnt? Warum unsere Gesellschaft besser dran ist, wenn sie divers ist und für Menschen anderer Kultur offen? Diese Demokratie-Erzählung sollten wir gestalten – das geht durch gesellschaftliches Engagement, durch überzeugende politische Vorschläge, durch entsprechende journalistische Arbeit.

 

Irrtum 5: Journalismus hat sich in Zeiten des Netzes doch erledigt!

Richtig ist: Der digitale Strukturwandel hat zwingende Folgen für den Journalismus. Er schafft einen anderen Wettbewerb, einen anderen Innovationsdruck – verlangt nach einer Rollenklärung und vielleicht sogar Neuerfindung. Doch professionelle journalistische Produkte bleiben zentrales Instrument bei der Ermittlung und Verifizierung der Fakten, bei der Unterscheidung von Fake und Fakt – wenn sie professionell und gut gemacht sind.

Gerade für Deutschland gilt allerdings: es braucht sehr wohl eine Rollenklärung. Mit einiger Berechtigung kritisieren viele Menschen in unserem Land, dass JournalistInnen nicht die Fragen stellen, die sich normale Menschen stellten. Bestes Beispiel dafür war die kritiklose Berichterstattung über die vielen Flüchtlinge in Deutschland – deutsche Medien folgten über lange Zeit dem euphemistischen „Wir schaffen das!“ der Kanzlerin, dabei wäre es ihr Job gewesen, eigenständig zu recherchieren, was schief läuft und wo die  Schwierigkeiten liegen.[12]

Als Welterklärer und Meinungsmacher sind Journalisten nur noch einer von vielen. Um im digitalen Wandel weitere relevant zu sein, müssen sie die sein, die  den Hintergrund, den Kontext und das, was ausgelassen wird,  kennen als die vielen Nutzerinnen im Netz, die sich auch schon eine Meinung gebildet haben. Sie müssen faktentreu und genau sein in ihrer Recherche und müssen ein besseres Gefühl für die Fragen und Debatten im Netz entwickeln – weniger berichten, über das was gesagt wird – und mehr über das, was ihre Nutzer erleben. . Nur dann wird ihr Produkt bestehen. Die steigenden digitalen Auflage der Washington Post und New York Times unter Trump zeigen: wenn Desinformation den politischen Raum erobert, dann seigt der Bedarf an guten journalistischen Produkten.

Verifizierung und Prüfung von Nachrichten wird auch für journalistische Produkte wichtig werden, Journalisten werden ihre Quellen und Recherchen transparenter darstellen müssen. Deshalb ist es gut, dass es  digitale journalistische Recherche- und Verifizierungsprojekte neu entstehen. Mit Truly Media – einer Plattform von Journalisten für Journalisten  – entwickelte die Deutsche Welle ein Instrument, dass die Echtheit von Informationen auf Facebook und in anderen sozialen Medien überprüft. Inzwischen nutzt u.a. Amnesty International dieses Tool zur Verifizierung von Menschenrechtsverletzungen. [13] Ein ähnliches Verifizierungsprojekt kennt auch die Tagesschau: im „Faktenfinder“[14], werden Desinformationen offen gelegt und mit der Hoaxmap[15] von Karolin Schwarz (@raueberhose) und Lutz Helm (@fraulutz) eine Landkarte von als falsch identifizierten, online verbreiteten Gerüchten erstellt. Als unabhängige journalistische Organisation hat sich zudem das gemeinnützige Recherchezentrum correctiv.org[16] etabliert.

Wichtig sind zudem unabhängige wissenschaftliche Projekte, die sich mit dem Einfluss von Algorithmen und viraler Verbreitung auf (Des)Information auseinandersetzen. Wie die Arbeit der Wissenschaftler des Internet Instituts an der Universität Oxford[17], die Arbeit der Stiftung Neue Verantwortung[18] oder Botswatch[19]. Mit letzterem hat die Digital-Strategin Tabea Wilke plus Team ein Tool zur Identifizierung von Social Bots entwickelt. Sobald ein Account im Durchschnitt mehr als 50 Mal am Tag twittert, werde er von Botswatch als Bot erfasst.

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Zwei Jahre lang habe ich mich täglich den selbsternannten „alternativen Medien“ ausgesetzt, war Mitglied in offenen und geschlossenen Facebook-Gruppen rund um AfD und Pegida, bin den Quellen dieser digitalen Gegenöffentlichkeit bei Twitter gefolgt, erhielt Newsletter und habe auf „versteckten“ Servern rechtsextremen und gewaltbereiten Nerds dabei zugesehen, wie sie rechtsradikale Tweets und Meme produzierten oder Pro-AfD-Kampagnen für die sozialen Medien bauten. Ich habe in den Echokammern der Erdogan-treuen Medien und Trolle recherchiert und bin den Desinformationen von russischer Seite nachgegangen.

Extremisten und Populisten finden im Netz die Möglichkeit, ganz ohne Filter und ohne lästige Fragensteller oder ModeratorInnen, ihre Informationen zu verbreiten. Sie nutzen die Möglichkeiten des Netzes an vielen Stellen sehr viel gezielter als klassische Volksparteien oder Medien. Mit Erfolg sprechen sie die wachsende Zahl der Menschen in unserem Land an, die sich von traditionellen Parteien und Medien abwenden und sich längst in ihrem eigenen Informationsraum bewegen, den sie als „alternativ“, als „unzensiert“ und „demokratisch“ bezeichnen. Für den Zeitraum meiner Recherche lässt sich klar sehen: Alle diese Akteure und Quellen haben im Netz an Reichweite zugelegt. Und: Sie machen aus ihrer digitalen Informationsstrategie kein Geheimnis, ihre Strategien für digitale Propaganda und Desinformation sind digital publiziert und leicht zu finden.

Irrtum 6: Gesetze oder Facebook-Redakteure werden digitale Desinformation  massiv eindämmen

Eine Mehrheit in unserem Land ist dafür, dass gegen Fake News gesetzlich eingeschritten wird und dass die Betreiberplattformen mehr Inhalte löschen. So wollen 68 Prozent Plattformbetreiber wie Facebook oder Twitter verpflichten, Falschnachrichten auf ihren Kanälen aktiv zu löschen. Bei Social Bots befürworten 90 Prozent eine stärkere Reglementierung – und sogar 43 Prozent ein gesetzliches Verbot.[20]

Mit dem eilig verabschiedeten Netzwerkdurchsetzungsgesetz[21] wurde ein solcher Mechanismus auf den Weg gebracht. Damit – so die politische Absicht – sollen Hasskriminalität und strafbare Falschnachrichten aus den sozialen Netzwerken verbannt werden.[22] Doch wir werden die Verbreitung digitaler  Desinformation weder durch Gesetze noch durch weitere RedakteurInnen bei Facebook oder Twitter, die problematische Inhalte löschen sollen, in den Griff kriegen.

Medienkompetenz als Schlüssel für den souveränen Umgang mit Desinformation

Es ist eine gute Nachricht: Kein Algorithmus, kein Facebook-Redakteur und auch kein Gesetz werden uns das eigene kritische Denken abnehmen, wenn es darum geht, Fake von Fakt zu unterscheiden. Das fängt mit den richtigen Fragen und dem entsprechenden Wissen an: Wer setzt auf gezielte Desinformation – verbreitet Hetze und Gewalt? Mit welchem Ziel?

. Zu lernen wie wir im Netz souverän und individuell das Wichtige vom Unwichtigen trennen, das Wahre vom Unwahren, unterscheiden – Medienkompetenz also – ist die zentrale  Schlüsselkompetenz, um Desinformation zu begegnen. Und hat doch bisher höchstens einen Rand- und Nischenplatz in unserer schulischen und außerschulischen Bildung. Sie muss einen festen Platz bekommen. Medienkompetenz Das beginnt damit, dass wir als Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeiten digitaler Kommunikation kennen – und das „Strickmuster“ unserer eigenen Echokammer, unseres eigenen Newsfeeds. Das ist Voraussetzung, um Manipulation und Einseitigkeit wahrzunehmen und neue Wege für die Informationsbeschaffung zu nutzen. Medienkompetenz ist eine Schlüsselkompetenz für die demokratische Entwicklung in unserem Land.

Das gleiche gilt aus meiner Sicht für die politische Bildungsarbeit, denn Resilienz gegen Desinformation setzt voraus, dass ich die Werte und Grundlagen unserer Demokratie überhaupt erst kenne. Der digitale Strukturwandel schafft Handlungsbedarf, wir haben diese Themen unterschätzt! Und nun braucht es die Anstrengung aller Demokraten in Bildung und Schule, Zivilgesellschaft und Medien, diese Kompetenzen zu vermitteln.[23]

Mehr digitale Teilhabe wagen!

Desinformation und Propaganda sind weder ein Begleitphänomen des Internets noch eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Bereits Hannah Arendt schrieb nach dem Zusammenbruch des dritten Reichs über die deutsche Gesellschaft: „Das ideale Subjekt eines totalitären Systems ist nicht der überzeugte Nazi oder der überzeugte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion und der Unterschied zwischen wahr und falsch nicht länger existiert.“[24] In einer Zeit, in der sich über Algorithmen Information und Desinformationen massenhaft multiplizieren und sich die Vorlieben und Interessen der NutzerInnen herausfinden und zielgruppengerecht mit Information und Desinformation befriedigen lassen, bekommt dieser Mechanismus eine dramatische Dimension und Wirkung. Denn die Reichweiten, die heute digital erzielt werden, sind um ein vielfaches höher als zu einer Zeit, in der Information ausschließlich über den Rundfunk und die Presse und damit ausschließlich über eine Vermittlerinstanz verbreitet werden konnte. Wird Desinformation nur intensiv genug verbreitet, dann geht die Realität verloren. Gibt es ein besseres Argument dafür, den Fakten treu zu bleiben, für sie zu streiten, das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden und kenntlich zu machen?

Wir sind als Gesellschaft gefordert, uns diesen digitalen Entwicklungen zu stellen! Es braucht nichts weniger als eine digitale Zivilgesellschaft, welche dem Angriff auf die Demokratie im Netz klug, sachlich und klar begegnet. Deren Akteure mit überzeugenden Argumenten für die Demokratie streiten. Eine Gesellschaft, in der die unterschiedlichen Rollen im Meinungsbildungsprozess auch ausgeschöpft werden: in der JournalistInnen in kritischen Recherchen den Fragen der vielen Menschen im Land nachgehen, welche irrtümlich mein(t)en, die AfD böte darauf Antworten. In der sich PolitikerInnen nicht scheuen, schmerzhafte Themen anzusprechen und sich ihnen zu stellen. Eine Gesellschaft, deren BügerInnen souverän und kreativ für das Recht auf digitale Teilhabe und Meinungsvielfalt im Netz streiten.

Mich bewegt, dass das Netz eigentlich eine fantastische Chance auf Bildung und Wissen bietet, auf mehr politische Beteiligung – und eine sehr gleichberechtigte Kommunikation. Eine Chance, die wir uns nicht nehmen lassen sollten.

 

 

 

 

[1] Die Tat geschah im September 2016. Die Tat galt zunächst nicht als islamistischer Terror. Später veröffentlichte die der Terrormiliz IS nahestehende Nachrichtenagentur Amaq allerdings ein Bekennervideo, das der Täter nach Erkenntnissen der Ermittler selbst mit Hilfe eines Smartphones aufgenommen hatte. Dort bezeichnete er sich als „Soldat des Islamischen Staates” und kündigte eine Märtyreropposition in Deutschland an. Auch in einem später gefundenen Abschiedsbrief an seinen Vater erklärte er, sich an „Ungläubigen” rächen zu wollen.

[2] Mitte September 2016 war es auf dem Kornmarkt in Bautzen bei einer rechten Kundgebung zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und Flüchtlingen gekommen. Organisiert wurden die Kundgebungen von der rechtsextremen Gruppe Die Sachsen Demonstrationen. Gemeinsam mit der Nationalen Front Bautzen hatte sie weit über Sachsen hinaus Anhänger aufgerufen, in die Oberlausitzer Stadt zu kommen. Da die beiden Gruppen auf Facebook zusammen 10.000 Likes haben, wurde diese Veranstaltung vor allem über das Netzwerk beworben. Siehe dazu auch: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-10/rechtsextremismus-sachsen-bautzen-demo-antifa-gegendemo

[3] Siehe dazu beispielsweise: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/angebliche-vergewaltigung-in-berlin-russisches-manoever-a-1074024.html

[4] Siehe z.B.: https://www.welt.de/politik/deutschland/article157876725/Identitaere-Bewegung-klettert-auf-das-Brandenburger-Tor.html

[5] Zu diesem Thema mehr: vgl. Ute Schaeffer: Fake statt Fakt. Wie Populisten, Bots und Trolle unsere Demokratie angreifen. München: dtv premium 2018. Siehe dazu auch: https://www.dtv.de/buch/ute-schaeffer-fake-statt-fakt-26190/.

 

[6] Auf Facebook erreicht die AfD weit mehr Fans als alle anderen Parteien. Zum Stichtag der Bundestagswahl bindet die AfD über ihre offiziellen Partei-Accounts 385.783 Fans. Eine solche Reichweite erzielen CDU (169.913), SPD (172.936), FDP (158.252) und Grüne (172.936) bei weitem nicht. Zweitstärkste Partei hinsichtlich der Reichweite bei Facebook ist Die Linke (243.798. Diese Zahlen datieren aus dem September 2017. Der Politikwissenschaftler Josef Holnburger führte dafür  eine Netzwerkanalyse zur AfD-Präsenz auf Facebook und Twitter in der Zeit von Juni 2016 bis zur Bundestagswahl am 24.09.2017 durch.

 

[7] Wurzel dieses ganzen paradoxen Verhaltens ist das, was der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann[7] schon vor einigen Jahren „cognigtive ease“ nannte, kognitive vgl. Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, 2011, ISBN 978-0-374-27563-1. Auf Deutsch erschienen als: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag, 2012, ISBN 978-3-88680-886-1. Das von Kahnemann beschriebene schnelle, instinktive und emotionale System wird durch Reizworte und Stereotype aktiviert und macht diese kognitive Bequemlichkeit aus. Demgegenüber steht das langsame, analysierende und logische System.

[8] Das Zitat stammt von Georg Pazderzki, dem Vorsitzenden der Alternative für Deutschland in Berlin, zitiert nach DPA, 22.9.2016.

[9] Vgl. anonymous.ru, 27.1.2017, „Aufgedeckt: Vater von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz liquidierte im KZ Mauthausen“.

[10] Vgl.dazu: Sängerlaub, Alexander. „Measuring Fake News“ , Studie der Stiftung Neue Verantwortung. August 2017, S.13.

[11] Das geschieht auch darüber, die Grenze des Sagbaren zu verschieben z.B. durch Begriffe aus dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch, z.B. wenn das Wort völkisch oder das der Volksgemeinschaft von AfD-Vertretern wider eingesetzt wird – “Wir sollten uns nicht länger die eigene deutsche Sprache mit Verweis auf einen Teil der deutschen Geschichte verbieten lassen. Die Gesinnungswächter erfahren zunehmend Widerstand, denn das deutsche Volk will sich nicht länger bevormunden und gängeln lassen.” Poggenburg am 21.8.

[12] Vgl die entsprechende Studie im Auftrag der Otto Brenner Stiftung, durchgeführt von Michael Haller. „Die Flüchtlingskrise in den Medien“, Juni 2017. URL: https://www.otto-brenner-stiftung.de/otto-brenner-stiftung/aktuelles/die-fluchtlingskrise-in-den-medien.html

 

[13] URL: http://www.truly.media/. Die Webplattform wurde von der DW gemeinsam mit dm Athens Technology Center entwickelt.

[14] URL: http://faktenfinder.tagesschau.de/

[15] URL: http://hoaxmap.org/.

[16] URL: https://correctiv.org/

[17] URL: http://comprop.oii.ox.ac.uk/

[18] URL: https://www.stiftung-nv.de/de

[19] URL: http://botswatch.de/.

[20]http://www.pwc.de/fakenews

In der Umfrage von PWC lag der Fokus auf Social Bots, welche über soziale Netzwerke vermeintliche Nachrichten verbreiten, um so die öffentliche Meinung zu manipulieren

[21] In der langen und vollständigen Bezeichnung heißt es: Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken. Es gilt für Betreiber sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube, mit mehr als 2 Millionen registrierten Nutzern in Deutschland. E-Mail- und Messenger-Dienste, berufliche Netzwerke, Online-Spiele und Verkaufsplattformen fallen nicht darunter. Eine Clearingstelle für Beschwerden über voreilig gelöschte legale Inhalte, wie ursprünglich vom Bundesrat gefordert, gibt es nicht. Bei wiederholten und systematischen Verstößen gegen das Gesetz droht ein Bußgeld von bis zu 50 Millionen Euro. Dies ist nicht wie im ursprünglichen Gesetzentwurf schon ab dem ersten Verstoß gegen die Lösch- und Sperrpflicht möglich, sondern erst bei beharrlicher Weigerung eines Unternehmens, ein effektives Beschwerdemanagement einzuführen oder wenn die Regeln systematisch missachtet würden. https://de.wikipedia.org/wiki/Netzwerkdurchsetzungsgesetz

[22] Als rechtswidriger Inhalt im Sinne des NetzDG gilt demnach alles, was den Tatbestand der Paragrafen 86, 86a, 90, 90a, 111, 126, 130, 140, 166, 185 bis 187, 241 oder 269 des Strafgesetzbuchs erfüllt.

[23] Es gibt eine Reihe von Organisationen, die sich für dieses Thema einsetzen: Die  DW-Akademie  für die ich arbeite, fördert Medienkompetenz  in mehr als 50 zensierten  Medienmärkten, Krisen-, Postkonflikt und Entwicklungsländern  – also dort, wor Desinformation und Propaganda an der Tagesordnung sind.

[24] “The ideal subject of totalitarian rule is not the convinced Nazi or the convinced Communist, but people for whom the distinction between fact and fiction (i.e., the reality of experience) and the distinction between true and false (i.e., the standards of thought) no longer exist.” ― Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism.

Ute Schaeffer: Was wir trotz Fakes von rechten Echokammern lernen können

Für ihr neues Buch “Fake statt Fakt” hat die frühere Chefredakteurin der Deutschen Welle (DW), Ute Schaeffer, ein spezielles Experiment gewagt: Zwei Jahre bewegte sie sich digital vor allem in rechten Echokammern. Über ihre Erfahrungen hat kress.de mit ihr gesprochen. Schaeffer entdeckte zu ihrem Bedauern professionelle Content- und Vertriebsstrategien sowie viel Desinformation. Aber mit Blick auf den etablierten Journalismus hat sie auch einiges nachdenklich und selbstkritisch gemacht.

Hier das ganze Interview lesen.

Act Digital – Wie Medien in Afrika einen Beitrag zu Demokratie und Entwicklung leisten

Mein neuester Artikel im Springer Buch “CSR und Digitalisierung

Stellen Sie sich ein namenloses Land irgendwo in Afrika vor, in dem Extremisten marodierend umherziehen, Kirchen und Schulen anzünden, Sprengsätze legen, Menschen kidnappen, foltern oder ermorden. Bei Konflikten und Menschenrechtsverletzungen können Medien große Wirkung entfalten – und sie können gezielt die Entwicklung von Gesellschaften fördern. Medienentwicklung ist deshalb von entscheidender Bedeutung, wie die Analyse von Ute Schaeffer zeigt.

Am 14. März 2014 überfielen Boko-Haram-Kämpfer die Giwa-Kaserne in der 500.000 Einwohner großen Stadt Maiduguri im nigerianischen Bundesstaat Borno. Später brachte das Militär die Lage wieder unter Kontrolle. Über 640 Menschen, größtenteils unbewaffnete, wieder gefasste Häftlinge, wurden ermordet. Ein unbekannter Handybesitzer hielt in einem 35 Sekunden langen Video fest, was mit einem der Opfer geschah. Zu sehen ist, wie ein nigerianischer Soldat einen unbewaffneten Mann am helllichten Tag umbringt. Das Video wurde Amnesty International zugespielt. Die nichtstaatliche Organisation konnte den genauen Ort des Vorfalls ermitteln und die Echtheit der Aufnahmen bestätigen. Bei denen handelt es sich laut Christoph Koettl von Amnesty International „lediglich um die Spitze des Eisbergs”.[1] Dieser nutzergenerierte Inhalt, der durch die Auswertung von Metadaten und eine Inhaltsanalyse[2] sorgfältig überprüft wurde, diente als Grundlage für einen Bericht von Amnesty International über die in Nigeria begangenen Gräueltaten.

Neue Wächter Bürgermedien

Was können, was sollten Medien bei solchen Gewaltsituationen leisten? Bei Konflikten, die regelmäßig auftauchen, wie etwa zwischen ethnischen Gruppen vor den Wahlen in Kenia jetzt aktuell in Burundi oder seit einigen Jahren in Nigeria: Die Situation in diesen Ländern ist fragil, die Konfliktlinien haben sich tief in die Gesellschaft eingebrannt. Leicht können Spannungen zwischen Gruppen eskalieren, wie in Nigeria, dem ressourcenreichen Riesenstaat in Westafrika, der nach innen gekennzeichnet ist durch ein politisches, soziales und religiöses Gefälle zwischen dem Norden und dem Süden. Hassreden und gewaltsame Übergriffe zwischen Moslems und Christen sind dort an der Tagesordnung. Schon ein kleiner Post in Sozialen Medien, ein Kommentar oder eine Karikatur können in einigen Regionen zu Gewaltausbrüchen führen. Bei der Präsidentenwahl 2015 hätten diese Konflikte erneut aufflammen können. Tatsächlich aber war die Wahl in Nigeria ein gutes Beispiel dafür, wie Medien und digitale Informationen zu politischer Verständigung und demokratischer Abstimmung beitragen können. Die Qualität der digitalen Inhalte und die Art ihrer Verbreitung machte hier den entscheidenden Unterschied! Denn die nigerianischen Präsidentschaftswahlen[3] waren ein Erfolg – sowohl für die Journalisten als auch für die Mediennutzer und die Wähler. Schon lange, bevor die Unabhängige Nationale Wahlkommission (INEC) offizielle Ergebnisse verkündete, gaben Freiwillige unter den 700.000 Wahlhelfern die regionalen Ergebnisse ihrer Wahlbüros bekannt. Dank technologieversierter nigerianischer Wähler, die mithilfe von Sozialen Medien über jede Phase der Wahl berichteten, wurde bereits wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale deutlich, welchen Vorsprung der All Progressives Congress, die Partei des neu gewählten Präsidenten Muhammadu Buhari, erzielen konnte. In diesem Fall trug die große Zahl an aktiven, gebildeten Mediennutzern zu einem friedlichen, verantwortungsvollen und transparenten Wahlverlauf bei.[4].

Beide Beispiele stammen aus Nigeria, einem Land mit einer der höchsten Internetreichweiten und höchster Internetnutzung[5] in ganz Afrika. Und sie zeigen: Bürgermedien und nutzergenerierte Inhalte haben das Potenzial, die politische Partizipation und das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung zu fördern und die Überwachung der Menschenrechtslage zu erleichtern. Digitale Kommunikation und digitale Informationen eröffnen neue Wege der Beteiligung an politischen und gesellschaftlichen Prozessen. Sie versetzen die Menschen in die Lage, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen. Zudem bieten sie neue Möglichkeiten, Menschenrechtsverletzungen offenzulegen und auf Vernachlässigung oder Unterdrückung aufmerksam zu machen. Nichtstaatliche Strukturen und Journalisten könnten dieses Potenzial nutzen, indem sie die technischen Neuerungen direkt in ihre Recherchearbeit einbinden. Darüber hinaus ergeben sich durch digitale Kommunikation neue Möglichkeiten, zu lernen und das eigene Wissen zu erweitern. In ihrer grundlegenden Struktur ist digitale Kommunikation breit gefächert. Medienentwicklung befördern, Menschenrechte monitoren und deren Verletzung dokumentieren. Digitale Informationen können demokratische Prozesse begleiten und Entwicklungsthemen der ländlichen Bevölkerung auf die Agenda setzen.

Freiheit der Medien und wirtschaftliche Prosperität hängen zusammen

Es gibt einen messbaren Zusammenhang zwischen Entwicklung, wirkungsvoller Armutsbekämpfung, sozialen Standards und wirtschaftlichem Wachstum – und der Freiheit und Professionalität von Medien. Dafür gibt es gute Beispiele: In der Rangliste von Reporter ohne Grenzen (2015) liegt Namibia auf Platz 17 und damit vor vielen europäischen Ländern. Werfen wir einen Blick auf die Vorreiter in Sachen Pressefreiheit, auf Namibia, Botswana, Ghana, die Komoren und Südafrika,die ihren Medienmarkt entschlossen entwickelt, gestaltet und liberalisiert haben. Diese Länder zeichnen sich durch eine breite Vielfalt an Medienkanälen aus und zählen durchweg zur Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen![6] Doch auch Burkina Faso und Niger sind in der Kategorie „Zufriedenstellend” zu finden – ebenso wie Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal.

13 weitere afrikanische Staaten, insbesondere im östlichen Teil des Kontinents, haben „erkennbare Probleme”, wenn es um die  Freiheit von Journalisten und Medien geht. Oder sie zählen zu den Regionen, in denen es um die Pressefreiheit schlecht bestellt ist. In dieser Gruppe der Staaten mit starker Zensur und verbreiteter Verfolgung von Journalisten befindet sich ein Großteil der autoritär regierten Länder wie Eritrea (Platz 180), der Sudan (Platz 174), Somalia (Platz 172), Dschibuti (Platz 170), Äquatorialguinea (Platz 167) oder Ruanda (Platz 161).

Schlüsselfaktoren für dynamische Medienentwicklung

Ob Medien Entwicklungen vorantreiben oder vielmehr verlangsamen, hängt von verschiedenen Schlüsselfaktoren ab. Entscheidend ist unter anderem,

  • unter welchen Bedingungen Journalisten arbeiten.
  • welche Kriterien und beruflichen Standards für Inhalte gelten.
  • ob alle Gesellschaftsgruppen Zugang zu Medien haben.
  • ob die Menschen in der Lage sind, die Flut an Informationen zu verarbeiten und zu nutzen.

Über die Probleme von Frauen in den ländlichen Gegenden von Burkina Faso, Mali oder Uganda wird in afrikanischen Medien nur selten berichtet. Und wie viele Berichte über die unzureichende Gesundheitsversorgung in ländlichen Gegenden gibt es? Viele gesellschaftliche Gruppen haben in den nationalen afrikanischen Medien keine Stimme und ihre existenziellen Belange wie Bildung und Gesundheit finden kein Gehör.

Hinzu treten in vielen Ländern offizielle politische oder und inoffizielle gesellschaftliche Tabus. In Uganda werden Schwule und Lesben politisch an den Rand gedrängt und ignoriert oder sogar von den Medien drangsaliert. Gewaltsame Handlungen als „ethnische Konflikte” zu bezeichnen, ist in Kenia ein absolutes Tabu, obwohl es offensichtlich so ist. Auch sind in zahlreichen Ländern Berichte über die Gesundheit des Präsidenten oder den Machtkampf hinter den Kulissen der Staatspartei undenkbar. In Somalia veröffentlichte eine der dominierenden islamistischen Bewegungen, die „Union islamischer Gerichte” (Union of Islamic Courts, UIC), einen Verhaltenskodex mit 13 drakonischen Regeln für Medien und forderte diese zur „absoluten Kooperation mit der UIC” auf.[7] Ein eindeutiger Einschüchterungsversuch.[8]

Mehr Menschen haben Zugang zu Informationen

Gute Nachrichten für Journalisten, Zivilgesellschaften und User in Konfliktgebieten oder Autokratien: Da digitale Kommunikation die meisten Teile der Welt erreicht hat, sind heute mehr Menschen in der Lage, Informationen zu nutzen. Die Folge liegt klar auf der Hand: Informationen haben heutzutage mehr Einfluss auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen als jemals zuvor. Andererseits wird sich die Rolle der Journalisten ändern. Freie Informationen entstehen zunehmend unter Einbezug von user-generated content, durch Dialog mit den Nutzern. Der Journalist von morgen wird eher die Rolle eines klugen, neutralen Moderators, eines Kurators und eines Sammlers von Inhalten einnehmen und weniger die eines Welterklärers.

Warum spielt die Entwicklung der Medien eine so zentrale Rolle für die Entwicklung der Gesellschaft, des politischen Systems? Zunächst einmal können die Menschen ihre Rechte in einem politischen Umfeld nur dann einfordern, wenn sie Zugang zu Informationen haben. Dies ist für Aspekte wie Bildung und Wissen und letztendlich auch für die persönliche Freiheit jedes Einzelnen von grundlegender Bedeutung. Medien haben sogar die Macht, über Krieg oder Frieden zu entscheiden, wie wir in der Ukraine, in Syrien und im Irak gesehen haben.

Die Zukunft des Journalismus und die Fähigkeit der Mediennutzer, sich an Politik, Kommunikation und Entscheidungsprozessen zu beteiligen, sind zunehmend von Kommunikationstechnologien abhängig. Für Afrika bringt dieser globale Trend besondere Herausforderungen mit sich, da

  • es in weiten Teilen des Kontinents keinen schnellen Internetzugang gibt
  • Internetnutzung nach wie vor eine kostspielige Angelegenheit ist,
  • viele Menschen Analphabeten sind und Textinformationen nicht verwerten können,
  • afrikanische Informationsquellen, Meldungen und Inhalte von Meldungen aus dem globalen Norden dominiert werden.

Journalisten und Medien in Afrika bleibt nichts anderes übrig, als sich auf diese neue Konkurrenzsituation in der digitalen Kommunikation einzustellen. Schauen wir uns einmal die „Millennials” an, die Generation der um die Jahrtausendwende geborenen Medienkonsumenten. Wie nutzen diese jungen Menschen im Alter von rund 20 Jahren Medien? Eines wissen wir: Sie mögen Videos, aber sie schauen kein Fernsehen. Und sie lesen keine Zeitungen. Ein Großteil von ihnen bezieht ihre Nachrichten aus den Sozialen Medien, insbesondere über Facebook. 88 Prozent aller Millennials rufen Medienberichte und Informationen über Facebook ab,[9] 83 Prozent über YouTube, 50 Prozent über Instagram, 36 Prozent über Pinterest, 33 Prozent über Twitter, 23 Prozent über Reddit und 21 Prozent über Tumblr[10]. Wer dieses junge Publikum mit Nachrichten, Informationen oder Meldungen erreichen will, muss Web 2.0-Anwendungen nutzen[11]. „Wenn Nachrichten wichtig sind, dann finden sie auch den Weg zu mir.” Diese Aussage eines amerikanischen Studenten aus dem Jahre 2008 wird schon bald auch auf das Nachrichtenpublikum in den Ballungsgebieten Afrikas zutreffen.

Dieser Trend stellt die Journalisten, die Medien und die Medienpolitik in Afrika handwerklich und wirtschaftlich vor eine gewaltige Herausforderung. Die digitale Kluft zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden ist groß. In Afrika besteht die Kluft zudem zwischen Arm und Reich, Stadt und Land, technisch erschlossenen und nicht erschlossenen Regionen – und zwischen gebildeten Menschen und Analphabeten.

Alle diese Kluften sind zu überwinden, damit Medien wirkungsvoll zu Entwicklung beitragen können. Es reicht nicht aus, für einen besseren technischen Zugang zum Internet zu sorgen, ICT-Labs einzurichten und Breitbandnetze auszubauen. Vielmehr ist ein mehrschichtiger Ansatz erforderlich. Wir müssen die Fähigkeit, Medien zu nutzen, verbessern– sei es die Schreib- und Lesefertigkeit oder die Fähigkeit, im weltweiten Datendschungel die passenden Informationsquellen zu finden. Und wir müssen dafür sorgen, dass Content-Produzenten – seien es Journalisten oder die Zivilgesellschaft – in der Lage sind, sich wirksam Gehör zu verschaffen und ihr Zielpublikum zu erreichen.

Zudem sollten wir uns weiterhin für eine bessere Qualifikation der Journalisten einsetzen, damit diese im neuen Wettbewerb der digitalen Kommunikation bestehen und interagieren können. Das Internet hat den Journalismus in allen Punkten grundlegend verändert: von der Recherche über die Produktion der Inhalte bis hin zur Auswahl von Multimediaformaten für die Präsentation der Meldungen. Dies erfordert neue Fähigkeiten, weshalb Partner auf der ganzen Welt immer häufiger eine digitale Schulung fordern. Welche interaktiven Formate eignen sich am besten? Wie lassen sich journalistische Inhalte online besser präsentieren? Wie können wir nutzergenerierte Inhalte in unsere Programmgestaltung einbinden? All dies sind Fragen, die zeitgemäße, flexible Antworten erfordern, um den Arbeitsbedingungen der Medien in Afrika Rechnung zu tragen.

Die neuen Konkurrenten – Chance und Herausforderung für die Medien

Auch für Afrika kann die Beteiligung der Nutzer an der Produktion von Inhalten eine Chance sein. Auch hier gilt: „Die Nachrichtenkanäle sind nicht mehr in den Händen der Nachrichtenmacher.”[12] Emily Bell, Leiterin des TOW Center for Digital Journalism an der Columbia University,[13] beschreibt damit die neuen Konkurrenten: „Die Presse ist nicht mehr die Hüterin der freien Presse und hat die Kontrolle über die wichtigsten Kanäle, über die Nachrichten ihr Publikum erreichen, verloren. Mittlerweile wird die Nachrichtenlandschaft von einer kleinen Anzahl an privaten Unternehmen kontrolliert, die ihren Sitz in Silicon Valley haben. In einer Welt, in der wir Tag für Tag durch Soziale Plattformen navigieren, ist die Frage, wie Informationen uns erreichen, was ‘im Trend’ liegt und wie solche Algorithmen funktionieren, nicht mehr nur von marginaler Bedeutung, sondern von zentralem demokratischem Interesse.”

Ein paar Fakten: Facebook hat 1,3 Milliarden Nutzer, das sind rund 20 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. In Afrika verzeichnet das Soziale Netzwerk monatlich über 100 Millionen aktive Nutzer. Nahezu 10 Prozent aller Afrikaner nutzen Facebook regelmäßig. Facebook zufolge ist damit die Hälfte der 200 Milionen Afrikaner mit dem Internet verbunden.[14] Mehr als 80 Prozent der Facebook-Nutzer in Afrika rufen die Plattform von ihrem Mobiltelefon auf.[15] Nach Aussage des Kommunikationsinfrastrukturanbieters Ericsson wird die Zahl der Mobiltelefone in Afrika bis 2019 auf 930 Millionen Ansteigen.[16] YouTube hat eine Milliarde Nutzer, und pro Minute werden 100 Stunden Videomaterial auf die Plattform hochgeladen. Twitter hat mittlerweile über 300 Millionen User.[17] Instagram, Snapchat, WhatsApp und WeChat entwickeln sich immer mehr zu Standardplattformen für ein jüngeres Publikum. Die Internetnutzung per Mobiltelefon wird in Afrika in den kommenden fünf Jahren vermutlich um das Zwanzigfache zunehmen.

Diese Situation wird in Konflikt- oder Kriegszeiten noch zusätzlich verschärft. Insbesondere in den derzeitigen Konfliktgebieten sind eine Reihe von besorgniserregenden Trends zu verzeichnen.[18] Schauen wir nach Burundi: Dort ist der bislang vorrangig politische, aber nicht ethnische Konflikt gleichzeitig auch ein Krieg gegen die unabhängigen Medien.[19] Seit den ersten Protesten gegen eine dritte Amtszeit von Präsident Nkurunziza geht die burundische Regierung gegen Journalisten vor. In Bujumbura wurden der Sitz mehrerer Journalistenverbände wie das „Maison de la presse” sowie die Radiosender „Radio Publique Africaine” und „RPA Ngozi” Ende April 2015 geschlossen[20]. Diese professionellen und unabhängigen Medienhäuser sind nun verstummt.

Am 13. Mai 2015 versuchten Teile der Armee, gegen die Regierung zu putschen. Im Zuge dieses Putschversuches haben Polizisten die vier wichtigsten Privatsender (RPA, Bonesha FM, Radio Isanganiro und Radio Télé Renaissance) mit Maschinengewehren, Raketen und Granaten beschossen. Das regierungsnahe Radio REMA FM wurde von Demonstranten angegriffen. Der Chef des unabhängigen Medienverbands OPB (Observatoire de la presse au Burundi), Innocent Muhozi, berichtete bereits im Vorfeld des gescheiterten Putsches von Repressionen und Drohanrufen sowie von Schwarzen Listen mit den Namen regimefeindlicher Journalist/innen.

Nach der Wiederwahl von Nkurunziza– der Druck auf die Medien hält weiter an.

Nach dem Putschversuch sind die meisten Journalisten und alle Direktoren der unabhängigen Sender ins Ausland geflüchtet. Die meisten befinden sich immer noch in Kigali (Ruanda), wo sie neue Medieninitiativen ins Leben gerufen haben. Neun Monate lang konnten sich die burundischen Hörer nur über den nationalen Rundfunksender RTNB (Radio-Télévision Nationale du Burundi) informieren. Kurz vor einem Besuch des Generalsekretärs der UN, Bank Ki-Moon, in Burundi wurden am 19. Februar 2016 zwei Sender wiedereröffnet. Es handelt sich um REMA FM, das seit Mai 2015 nur noch Musik und Unterhaltung sendete und um Radio Isanganiro, einem bis Mai 2015 unabhängigen Medium. Die „Wiedereröffnung“ von Radio Isanganiro wurde von Menschenrechtlern stark kritisiert, denn sie geschieht unter starken Auflagen. Die Direktorin Anne Niyuhire und die meisten Mitarbeiter des Senders befinden sich immer noch im Exil.

Die Radios sind auf Verbreitungswege im Netz ausgewichen: Radio Bonesha, Insanganiro und RPA bauten ihre Webpräsenz aus. „Radio Télévision Renaissance“ sattelte um auf YouTube. Manche Sendungen werden über ruandische Radiosender ausgestrahlt und erreichen so Nutzer im Osten Burundis.

Ein Kollektiv von Journalisten und Journalistinnen von den durch die Regierung in Burundi geschlossenen Medien hat Mitte Juli 2015 in Kigali Radio Inzamba gegründet und verbreitet seine Informationen über das Web. Der Projektverantwortliche, Alexandre Niyungeko, ist der Leiter der burundischen Journalistengewerkschaft UBJ. Er lebt aber seit 2015 im Exil in Ruanda. Zurzeit arbeiten 24 Personen regelmäßig bei Radio Inzamba, alle sind ehrenamtlich tätig und werden für ihre Arbeit nicht bezahlt. Täglich produziert das Inzamba-Team zwei 15 bis 20 minütige Sendungen – eine auf Französisch und eine auf Kirundi. Eigentlich sollen die Sendungen als Stream ins Internet gestellt werden (inzamba.org), zeitweise gibt es aber technische Probleme und die Inzamba-Mitarbeiter verschicken die Sendungen deshalb jeden Abend nach der Produktion ausschließlich über WhatsApp. Alle 24 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschicken die Sendung an je mindestens 300 bis 400 Nutzer, die das Audio wiederum an ihre Kontakte weiterleiten.

Inzamba hat sich mit der Medieninitiative mehrere Ziele gesetzt: Die Exil-Journalisten wollen eine alternative Berichterstattung über ihr Land gewährleisten, um der einseitigen Information durch die Regierung etwas entgegenzusetzen. Sie wollen so den Zugang zu Informationen in Burundi und auch für die Burundier im Exil sichern, der durch die Schließung der meisten burundischen Medien massiv eingeschränkt wurde.

Vergleichbare Ziele hat auch der andere größere Exilsender „Humura Burundi“. Er produziert seit Anfang Oktober 2015 täglich eine 30minütige Nachrichtensendung auf Kirundi. Die Medieninitiative wurde von Exil-Journalisten des burundischen Senders RPA gegründet. RPA wurde bereits Ende April 2015 von der burundischen Regierung geschlossen. Die meisten der 30 Humura-Mitarbeiterinenn und Mitarbeiter in Ruanda haben vorher bei Inzamba mitgearbeitet. RPA Mitarbeiter, die in Burundi geblieben sind, liefern aus Bujumbura zu. Zwei Mitarbeiter sind in Ruanda als Journalisten akkreditiert und können deshalb auch Reportagen aus Flüchtlingslagern realisieren. Wie Inzamba versteht sich Humura als Übergangslösung – alle hoffen darauf, so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückkehren zu können. Sie treffen sich jeden Morgen in einem angemieteten Haus zur Redaktionskonferenz. Vorher liefern die Kollegen und Kolleginnen aus Burundi, Tansania, DR Kongo und Uganda schon über WhatsApp Informationen und O-Töne zu. Bob Rugurika und der Projektkoordinator (Programmdirektor bei RPA) entscheiden in Ruanda über die Themen. Per Telefon, WhatsApp und Skype entscheiden aber auch der Chefredakteur und die abnehmende Redakteurin der RPA-Website von Bujumbura aus mit. Die Sendung wird in einem provisorischen Studio in dem angemieteten Haus produziert. Zwischen 19 und 19:30 Uhr geht die Sendung online. Humura darf nicht von Ruanda aus als Radio agieren – es ist aber kein Problem, die Sendungen über das Internet auszuspielen. Humura nutzt dafür die Website von RPA (www.rpa.bi) und WhatsApp. Bob Rugurika versucht weiter, Radiosender in den Nachbarländern zu finden, die Humura ausstrahlen. Das Netz bietet hier neue Möglichkeiten, sich der staatlichen Zensur zu entziehen.

Pseudomedien als politisches Instrument in autoritären Systemen

Es gibt noch einen weiteren Trend: die Entwicklung von Pseudomedien. Was verbirgt sich dahinter? Man vervielfache das Informationsangebot, schaffe zum Beispiel durch staatliche Förderung und Subvention ein technisch attraktives Medienangebot, das aber politisch gesteuert und zensiert ist. Vorläufer dieses globalen Trends ist Russland, wo sämtliche audiovisuellen Medien vom Kreml kontrolliert werden. Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit gehen in solchen Mediensystemen unter.

Unter den afrikanischen Staaten gibt es durchaus Nachahmer, die ebenfalls den Weg einer Gleichschaltung der Medien eingeschlagen haben. Ruanda ist ein Beispiel für eine widersprüchliche Medienentwicklungspolitik. Die ruandische Verfassung garantiert die Freiheit der Medien. Zudem wurde das Medienrecht des Landes 2013 liberalisiert, wodurch Journalisten nun die Möglichkeit haben, Informationen unter einem gewissen Schutz ihrer Quellen zu sammeln und zu verbreiten. Es gibt sogar ein neues Gesetz über den Zugang zu Informationen, das auch Whistleblower schützt. Unter dem Druck internationaler Kritik an der Lage der Bürgerrechte, der Meinungsfreiheit und der Medienfreiheit startete die ruandische Regierung eine politische Offensive im Mediensektor. Sie rief eine Vielzahl von Gremien ins Leben, so etwa die selbstregulierende Rwanda Media Commission, den Media High Council, ein für die Schulung und Ausbildung von Journalisten zuständiges staatliches Organ, und die Rwanda Utilities Regulatory Authority (RURA), die für Fragen der technischen Verbreitung und der Lizenzierung zuständig ist.

Trotz alledem ist es nicht möglich, kritisch über die Politik von Präsident Kagame zu berichten. Es ist nicht möglich, seinen Wunsch nach einer dritten Amtszeit kritisch zu diskutieren oder zu kommentieren.

Das Ergebnis von Medienpolitik in hybriden und halbautoritären Systemen wird deutlich, wenn man lokale Medien schaut oder liest. Eine Zensur durch staatliche Stellen gibt es nur verhältnismäßig selten, während Einschüchterungen und die Gleichschaltung der Verantwortlichen in den leitenden Medienpositionen häufiger vorkommen und Selbstzensur im Medienalltag und unter Journalisten an der Tagesordnung ist.

Der Aufbau einer Demokratie ist nach wie vor ein analoger Prozess

Mit Web 2.0-Technologien und -Plattformen ließen sich staatliche Zensur und die Gleichschaltung der Medien umgehen. Andererseits steht fest: Diese Anwendungen eignen sich zum Aufbau von Sozialen Netzwerken, nicht aber zum Auf- und Ausbau von Demokratien. Die DNA einer Demokratie besteht aus Strukturen, Institutionen, politischen Parteien und nicht aus Tweets, Likes oder Shares. Eine Facebook-Revolution gibt es nicht. Vielmehr ist der Aufbau eines demokratischen Mehrparteiensystems nach wie vor in erster Linie eine analoge Herausforderung. Soziale Medien könnten der erste Schritt auf dem Weg zu einem Wandel sein, aber nicht der letzte. Der Arabische Frühling zeigte die Möglichkeiten von Sozialen Medien auf, machte jedoch auch ihre Schwächen bei der Herbeiführung eines nachhaltigen politischen Wandels deutlich. Tunesien ist das einzige Land, in dem die Bürgerbewegung in einen schwierigen, bisweilen widersprüchlichen und nach wie vor umkehrbaren Demokratisierungsprozess mündete. Der Arabische Frühling bewies: Die schwierigste Phase der Schaffung einer neuen Ordnung beginnt dann, wenn das Handydisplay erloschen ist.

Wir müssen damit aufhören, in der Theorie über die „rosigen” Entwicklungsaussichten zu reden, die in Afrika über das Netz verbreitet werden. Tatsächlich werden das „World Wide Web” oder Webinhalte die Entwicklung in Afrika kaum beschleunigen können, ohne dass wir die Probleme im Bereich der handwerklichen Qualifikation angehen und beispielsweise für eine bessere, grundlegende Bildungs- und Forschungsinfrastruktur sorgen. In Erkenntnis dieses Zusammenhangs hat der globale Norden damit begonnen, mehr in die Entwicklung der Medien zu investieren.[21]

Mit Blick darauf, was Medien für Entwicklung leisten können, lohnt sich dieses Investment. Es bedarf intensiver Anstrengungen, um eine unabhängige, professionelle Medienentwicklung zu fördern und Journalisten, Mediennutzer und Gesellschaft zu befähigen, die Chancen der (neuen) Medien zu nutzen. Unabhängige, pluralistische Medien sind von grundlegender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Menschen ihre Rechte kennen und in der Lage sind, diese Rechte einzufordern und auszuüben.

Die DW-Akademie setzt mit ihrer Arbeit genau da an: Als zentraler Akteur der deutschen Medienentwicklungszusammenarbeit verfolgen wir einen breiten strategischen Ansatz, der die digitale Entwicklung in der Region mit einbezieht. Bei der Entwicklung der Medien setzen wir auf verschiedene Stakeholder, um sie zur Übernahme von Verantwortung zu befähigen, Kompetenzen aufzubauen und solide Strukturen zu schaffen. Aus diesem Grund arbeiten wir im Bereich der Medienentwicklung mit unterschiedlichen „Agents of change” zusammen – mit staatlichen Strukturen UND nichtstaatlichen Organisationen, Journalisten UND Universitäten sowie Mediennutzern UND lokalen Radiosendern. Wir unterstützen Presseräte, Berufsverbände und Medienorganisationen, damit sie ihre Interessen im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern vertreten und schützen können. Wenn sich alle bewusst machen, dass sie an der Herausforderung der Medienentwicklung beteiligt und gefordert sind, werden wir nachhaltige Ergebnisse erzielen. Wir alle sind der festen Überzeugung: Die Entwicklung der Medien ist der Schlüssel zu demokratischeren, freieren und integrativeren Gesellschaften. Digitale Kommunikation bietet neue Handlungsfelder – und Journalisten und Medien sollten in der Lage sein, damit umzugehen!

 

[1] Vgl. auch http://newafricanmagazine.com/using-technology-to-expose-war-crimes-in-nigeria/#sthash.Qant4d8S.dpuf

[2] Eine Überprüfung beinhaltet zudem die Bestätigung von Datum und Ort eines Vorfalls einschließlich weiterer Befragungen von Augenzeugen usw. Dies könnte mithilfe von frei verfügbaren Tools wie MediaInfo, Google Earth Pro oder VLC geschehen. Eine umfassende Liste von Tools steht auf Amnesty Internationals Plattform „Citizen Evidence Lab” zur Verfügung unter unter http://newafricanmagazine.com/using-technology-to-expose-war-crimes-in-nigeria/#sthash.Qant4d8S.dpuf

[3] Ein weiteres Beispiel sind die Parlamentswahlen vom 7. Juni 2015 in der Türkei. Die drei Oppositionsparteien erreichten zusammen rund 60 Prozent der Stimmen – eine überraschende Mehrheit, die der Dominanz der AKP, der Partei des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, ein Ende bereitete. Ermöglicht wurde dies durch eine aktive Zivilgesellschaft, aber auch durch Online-Plattformen, die als Basis für Informationsaustausch und politisches Engagement dienten. Ein Beispiel hierfür ist die Website „Oy ve Ötesi“, die tausende von Freiwilligen zur Überwachung des Wahlprozesses suchte und eine alternative Datenbank entwickelte, um während der Wahl auf lokaler Ebene Ergebnisse zu sammeln, http://oyveotesi.org/

[4] Vgl. http://qz.com/425242/we-need-to-stop-talking-about-how-mobile-phones-will-save-africa-and-think-bigger/

[5] Allein im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl der Internetnutzer um weitere 10 Millionen auf nunmehr rund 75 Millionen User.

[6] Nach der Definition der Weltbank zählt ein Land als Land mit mittlerem Einkommen (Middle Income Country, MIC”), wenn es die Schwelle von $ 1.000 BSP pro Kopf überschreitet.

[7] https://rsf.org/en/news/islamic-courts-try-impose-draconian-rules-mogadishu-media. Regel Nummer 4: The media must cooperate with the information bureau of the Council of Islamic Courts.

[8] Siehe “Mail & Guardian Africa” vom  25. Dezember 2014: Mauretanien verhängt Todesurteil gegen Verfasser eines angeblich den Islam beleidigenden Artikels.

[9] Auf die Gesamtheit aller Mediennutzer bezogen ergab eine aktuelle Umfrage des Pew Research Center, dass mittlerweile 30 Prozent der erwachsenen Amerikaner Facebook als Nachrichtenquelle nutzen. In der Geschichte des Journalismus hat keine andere Markenplattform jemals so viel Macht und Aufmerksamkeit genossen wie Facebook.

[10] Rosenstiel, Tom/Sondermann, Jeff: “How Millennials get news : Inside the habits of America’s first digital generation.” Media Insight Project, 16.3.2015, vgl. http://bit.ly/millennials-news zitiert nach Medium Magazin, 5/2015, S. 11.

[11] Das Problem ist, dass sie nicht aktiv nach Nachrichten und Informationen suchen. „Ohne Facebook hätte ich nicht erfahren, was auf der Welt passiert ist”, so einer der Befragten. Für ein Drittel aller Facebook-Nutzer spielt die Qualität der Quelle keine Rolle. Sie haben keinerlei Präferenzen für bestimmte Medienmarken. Lediglich jeder Fünfte ist der Meinung, dass es einen Unterschied ausmacht, zu welcher Website ein Link führt. Zwei Drittel klicken einen Link nur deshalb an, weil sie zufällig darauf stoßen. Mitchell, Amy/Kiley, Jocelyn et al.: „PEW Research Journalism Project. The Role of News on Facebook.”, ET 24.10.2014, http://bit.ly/PEW-Studie, zitiert nach Medium Magazin, 5/2015, S. 11.

[12] Dieses Zitat und alle anderen Zitate von Emily Bell, Leiterin des TOW Center for Digital Journalism an der Columbia Journalism School, stammen aus der Reuter-Memorial-Vorlesung „Silicon Valley and Journalism: Make up or Break up?” vom 21. November 2014 am Reuters Instiute in Oxford, vgl. http://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/sites/default/files/Speech%20-%20Silicon%20Valley%20%26%20Journalism%20-%20Make%20up%20or%20Break%20up_Emily%20Bell_Reuters%20Memorial%20Lecture%202014.pdf

[13] Zuvor, 2006 bis2010, war sie Leiterin für digitale Inhalte bei der britischen Mediengruppe Guardian News and Media.

[14] Zahl der Internetnutzer (2015) – Internet Live Stats, vgl. www.internetlivestats.com/internet-users/

http://www.theguardian.com/world/2014/jun/05/internet-use-mobile-phones-africa-predicted-increase-20-fold

http://www.bdlive.co.za/africa/africanbusiness/2015/01/08/africa-set-to-lead-growth-in-mobile-usage

[15] Die Facebook-Initiative „Internet.org” brachte vor kurzem eine Mobile App auf den Markt, die Mobilfunkabonnenten in Sambia einen kostenlosen Internetzugang ermöglicht, vgl. http://www.internetworldstats.com/stats1.htm. Anfang dieses Jahres übernahm das soziale Netzwerk zudem einen Drohnen-Hersteller, um Internet auch in abgelegenen Regionen anbieten zu können, vgl http://time.com/3304043/facebook-africa-100-million-users/

[16] „The pioneering continent” von Nakuru, Kenia, The Economist, 25.4.2015, Seite 32.

[17] Eine Studie der Universität von Indiana ergab, dass 80 Prozent aller Journalisten in den USA Twitter nutzen, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren. 60 Prozent nutzen Twitter direkt als Informationsquelle für ihre Berichte.

[18] GIGA Focus Afrika Meinungsfreiheit in Afrika unter Druck (4/2015) Andreas Mehler und Marcus Seuser, vgl http://www.giga-hamburg.de/de/publication/meinungsfreiheit-in-afrika-unter-druck

[19] Seit April 2015 wurden mehr als 400 Menschen getötet, mindestens 250.000 Burundier sind auf der Flucht. Die meisten Flüchtlinge befinden sich in Tansania (130.000 Menschen) und in Ruanda (74.000 Menschen). Der burundische Konflikt ist bis jetzt kein ethnisches Problem, sondern eine politische Krise um das dritte Mandat für Nkurunziza. Diese Krise könnte allerdings sehr schnell instrumentalisiert werden und in einen ethnischen Konflikt (Hutu gegen Tutsi) münden.

[20] Das Maison de la Presse wurde später wieder geöffnet.

[21] Zwischen 2006 und 2012 haben die OECD-Staaten pro Jahr durchschnittlich 377 Mio. Dollar in Medienentwicklung investiert. Dies entspricht lediglich 0,4 Prozent der offiziellen Entwicklungshilfe. 2012 wurden von Industrieländern 441 Millionen Dollar in Entwicklungsländer investiert. 44 Prozent davon flossen nach Asien und 23 Prozent nach Afrika (10 Prozent nach Europa und 8 Prozent nach Amerika). Mit 140 Mio. Dollar ist Deutschland der größte Geber im Bereich der Medienentwicklung. Diese Angaben stammen von dem CIMA und der OECD. Sie basieren auf einer Auswertung der Statistiken des Entwicklungshilfeausschusses (DAC) zu den Themen „Medien und freier Informationsfluss” und Radio, Fernsehen und Printmedien.

 

Teilen, posten, folgen … siegen? Die neuen Informationskriege

Der „Krieg um die Köpfe“ hat begonnen. Es geht um Werte, um Europa, um demokratische Ordnung und den Zusammenhalt von Gesellschaften. In dieser Auseinandersetzung werden Medien und Informationen als Waffe eingesetzt. Auch gegen, mit und in der deutschen Öffentlichkeit. Wir erleben, was in anderen Regionen seit Jahren Alltag für Mediennutzer ist: Einen hybriden Krieg, in dem staatlich oder auch guerilliaähnliche Desinformationskampagnen mittels herkömmlicher und neuer Medien massenhaft und gezielt eingesetzt werden – zur Werbung und Abschreckung, zur Rekrutierung und gezielten Fehlinformation. Eine Analyse von Ute Schaeffer. Publiziert im Buch “CSR und Digitalisierung” im Springer-Verlag.

 

Deutschland steht am Abgrund. Ein Land, in dem sich nicht mehr sicher leben lässt. Überrannt von Flüchtlingen. Kriminelle Migranten, die Mädchen und Frauen bedrängen. Die Polizei ist nicht mehr in der Lage, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Bürgerwehren und mutige Bürger müssen die Gewalt, die von den Migranten ausgeht, eindämmen.[1]

So jedenfalls wird Deutschland von den russischen Medien dargestellt. Als schwacher Staat, in dem es sich nicht mehr sicher leben lässt. Das Gegenteil zum starken Staat Russland, in dem der Kreml für Ordnung und Ruhe sorgt.[2] Friedhofsruhe –  die Anmerkung sei erlaubt, denn Wirtschaft, Gesellschaft und Medien sind fast ausnahmslos zensiert und vertreten nur noch eine Position: die des Kremls.

Posts und Berichte in russischen Medien zur aktuellen Entwicklung in Deutschland werden zu einer Kampagne, die auf unsere Grundwerte zielt. Die verzerrt, verleugnet und verdreht, was unsere Demokratie ausmacht: Die bürgerlichen Freiheiten, den Schutz aller, auch der Minderheiten in unserem Land. Unsere demokratischen und gesellschaftlichen Institutionen und Verfahren. Die Meinungsfreiheit und das hohe Gut freier Medien.

Die Effekte dieser Kampagnen in der russischen Öffentlichkeit lassen sich messen: Meinungsumfragen von Anfang Februar 2016 zeigen, dass zwei Drittel der Russen (59 Prozent) der Überzeugung sind, dass Europa keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen sollte. Knapp ein halbes Jahr zuvor war es gerade mal ein Drittel (34 Prozent im September 2015).[3] Und drei von vier Russen sind der Meinung, dass die Flüchtlingswelle auch negative Auswirkungen auf Russland haben werde.[4]

Wer die deutsche Öffentlichkeit beeinflusst, beeinflusst Europa

Diese Desinformationspolitik richtet sich seit einigen Jahren nicht mehr nur nach innen, sondern auch nach außen. Die deutsche Öffentlichkeit ist für die russische Propaganda ein wichtiger Aktionsraum. Mit seinen 80 Millionen Menschen ist Deutschland ein entscheidender Faktor bei der Willensbildung in Europa. Wer die deutsche Öffentlichkeit für seine Sache gewinnt, dessen politische Position hat gute Chancen auf mehr Akzeptanz – auch auf politischer Ebene, in ganz Europa. Und daran hat Russland ein klares strategisches Interesse. Die russischen Propagandakampagnen zielen auf eine Teilung und Polarisierung der deutschen Öffentlichkeit – und in letzter Konsequenz stellen sie die politische und demokratische Ordnung in Deutschland in Frage. Sie zielen also tatsächlich auf das politische System und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land.

Kühl planen die Propagandisten aus Moskau, welche Narrative, Bilder und Motive in Deutschland anschlussfähig sind. Zurzeit sind das die anhaltend aktuellen Themen Flüchtlinge – Gewalt – Sicherheit. Moskaus Propagandisten im Jahr 2016 setzen nicht mehr auf Störsender oder allein auf die lineare Verbreitung über Fernsehen oder Radio aus Moskau wie im Kalten Krieg. Sie setzen auf massenhaften Vertrieb von Informationen im Netz, auf direkte Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen auf unterschiedlichen linearen und nicht-linearen Wegen: Durch den Hochglanz TV-Kanal Russia Today (RT) und die 2013 neu geschaffene Videoagentur Ruptly[5] mit ihren mehr als 100 Redakteuren verbreitet der Kreml seine Sicht der Dinge in der Welt. Eine Investition, die sich politisch und für die Medien in Reichweiten auszahlt: Russia Today hat in den neun Jahren seit seiner Gründung CNN an Reichweiten überholt. Putins Propagandasender liegt bei den Klickzahlen für Fernsehbeiträge auf YouTube mit fast 1,2 Milliarden Abrufen nur noch hinter der BBC. In Großbritannien schauen mehr Menschen RT als Euronews; auch in einigen US-Großstädten ist RT der meistgesehene Auslandssender. Über Russia Today und das staatliche russische Fernsehen, das über Satellit auch in Deutschland zu empfangen ist, können bis zu 3 Millionen russischsprachige Zuwanderer [6]  in Deutschland diese russischen Medien nutzen. Ein großer Markt – und ein großer Resonanzraum.

Es geht dem Kreml um Beeinflussung der Öffentlichkeiten – nicht nur im nahen, ex-sowjetischen Ausland, sondern auch in Westeuropa. Es gehe dem Kreml darum, „auch in westlichen Ländern eine alternative Öffentlichkeit zu schaffen”. Das sagt Margarita Simonjan, die Chefredakteurin des Kreml-Auslandssenders RT, der Muttergesellschaft von Ruptly.[7] Das macht Moskau aufwendig: snackable und meinungslastig  – mit kurzen Botschaften und moderner Verpackung sprechen die vom Kreml kontrollierten Medienprofis über die sozialen Netze unterschiedliche Zielgruppen an. “Man schafft mit selektiven Informationen, Teilwahrheiten, Emotionalisierungen, Lügen und Inszenierungen eine parallele Realität”, analysiert der russische Soziologe Lew Gudkow.[8] Er bezieht sich damit auf den Ukraine-Konflikt, bei den Medien als Waffe in einem von Russland betriebenen, aber nicht erklärten Krieg gegen den Nachbarn eingesetzt wurden. Doch auch in Deutschland funktioniert diese Methode: Hier zielen die Desinformationskampagnen einerseits auf die russlandsprachigen Mediennutzer und andererseits auf die Grundempörten und Rechtspopulisten der Pegida oder AfD, auf die rechtsextremen Anhänger der NPD.

Eine russische Erfindung? Wie sich der Begriff Lügenpresse in Deutschland verbreitete

Die Diskreditierung von Medien hat in Russland selbst unter Putin schon vor mehr als einem Jahrzehnt eingesetzt: Systematisch wurden in Russland unabhängige Medienstimmen kaputtgemacht und verdrängt. Kritische Journalisten mussten um ihr Leben fürchten. Genau 10 Jahre ist der Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja her, die zur russischen Kriegsführung in Tschetschenien recherchierte. Gezielt wurde die Glaubwürdigkeit von recherchierenden Journalisten und unabhängigen Medien untergraben.

Seit 2014 gibt es auch in Deutschland einen Trend, Medien als unglaubwürdig und einseitig zu diffamieren, ihnen Professionalität abzusprechen. Er ist verbunden mit dem Begriff der „Lügenpresse“, der zuerst bei Pegida- und AfD-Demonstrationen auftauchte, später bei  Rechtspopulisten und Islamophoben im Netz. Der Begriff steht in einer unguten historischen Tradition: Oft wurde er im  Kontext des Ersten Weltkriegs eingesetzt. „Lügenpresse“ war hier die Presse der Feindstaaten. Die Nazis nutzten das Schlagwort, um Kommunisten und Juden und deren  Steuerung und Manipulation der Medien in Verruf zu bringen. „Ungehemmter denn je führt die rote Lügenpresse ihren Verleumdungsfeldzug durch“, schimpfte beispielsweise der Oberpropagandist Joseph Goebbels. „Lügenpresse“ wurde seit 2014 eine Standardvokabel der extremen Rechten in Deutschland. Rechtsextreme und Rechtspopulisten in Deutschland sind mit den russischen Medien einig darin, dass nicht nur die deutsche Polizei, sondern auch die Medien, Straftaten von Ausländern verschweigen. „Lügenpresse“ stigmatisiert journalistische Arbeit als einseitige Interpretation und Berichterstattung mit Schlagseite – und stilisiert die unmittelbare Meinungsäußerung, Kampagnen und Empörungslogik in den sozialen Netzen als Korrektiv und Wahrheit.

Soziale Medien als Vertriebskanal für russische Propaganda

Auf diese Echoräume, die me-sphere im Netz setzt die russische Propaganda. [9] Ein Beispiel ist die Kampagne #unsereLisa.

Anlässlich der Geschichte um die dreizehnjährige Russlanddeutsche Lisa schürten russische Medien sowie russischsprachige Einträge in sozialen Medien die Empörung unter ihren Nutzern. Das Berliner Mädchen, das über 30 Stunden als vermisst gemeldet worden war, sei von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt worden, behauptete die Nachrichtensendung „Westi”. Medienübergreifend wurde die Kampagne in Gang gesetzt: Am 16. Januar sendete der staatliche erste Kanal eine Reportage, in der eine Tante des Mädchens detailliert Täter und Tathergang beschreibt und ein Onkel die Untätigkeit der Polizei beklagt.[10] Der Reporter berichtet zudem von einer Berliner Protest-Demo, auf der ein russisch sprechender Demonstrant zur Gewalt aufruft, weil Frauen und Kinder vergewaltigt werden. „Kein Mensch hat erwartet, dass solche Taten in einem zuvor sicheren Land wie Deutschland möglich sind“, so der Reporter-Kommentar. Eingeblendete Bilder zeigen Polizisten, die vor einer Asyl-Unterkunft stehen. An der Uniform der Beamten lässt sich allerdings unschwer erkennen, dass es sich nicht um deutsche, sondern um schwedische Polizisten handelt. Diese Reportage wurde dann in einer Version mit deutschen Untertiteln unter dem Titel „Berlin: dreizehnjährige 30 Stunden vergewaltigt“ über 1,7 Millionen Mal aufgerufen.[11] Die Reportage wurde, bis zur Aufklärung des Falls am 29.01.2016, 33.000 mal geteilt und mehr als 16.000 mal geliked. Auch der Teaser griff die Fehlinformation auf: „Wer erfahren möchte, welche Kapitalverbrechen der von Angela Merkel herangeschleppte, testosterongesteuerte und hoch kriminelle Migrantenmob mittlerweile in Deutschland verübt, erfährt dies unter anderem im GEZ-freien russischen Fernsehen“[12] – so wurde das Video beworben.IMG_1898

In der Folge forderten unzählige Facebook-Posts Russlanddeutsche auf, zu demonstrieren. Wer nicht mitmache, mache sich an der Schändung von Lisa und anderen Kindern mitschuldig, so hieß es. Bundesweit folgten am 4. Januar 2016 über 10.000 Menschen diesen Aufrufen. Der Berliner Ableger der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung, „Bärgida”, rief in der Folge unter dem Motto „Wir sind gegen Gewalt” zu einer Kundgebung gegen kriminelle Flüchtlinge vor dem Bundeskanzleramt auf, zu der 700 Menschen kamen.

Die Kampagne fand ihre Fortsetzung und Negativ-Höhepunkt auf offizieller politischer Ebene. Die russische Botschaft in London twitterte: „Die deutsche Regierung hat den Migranten ihr Land wie einen Teppich unter den Füßen ausgebreitet. Jetzt versucht sie, deren Verbrechen unter eben diesen Teppich zu kehren.“[13] Gipfel war eine Stellungnahme des russischen Außenministers Lawrow, der Deutschland – und zwar nicht nur den Medien, sondern vor allem der Bundesregierung – Vertuschung vorwarf. Hoffentlich werde nicht aus politischer Korrektheit „die Realität übermalt.“

Erprobte Methoden: der Pilotfall Ukraine

Die Realität zu „übermalen“ – das ist vielmehr die Methode russischer Medien. Über eine Vielzahl von Meinungen und Interpretationen zu einem Thema werden unterschiedliche Wahrnehmungen in Gang gesetzt. Eine Flut von Versionen und Informationen zu einem Sachverhalt entsteht – ohne Priorität, ohne dass Inhalte kuratiert, verifiziert oder recherchiert sind. Die Desorientierung des Nutzers wird nicht nur in Kauf genommen – sie ist beabsichtigt und Teil der Desinformationslogik. Was ist Wahrheit? Was bloß Vermutung oder Manipulation? In der Flut der Meldungen zu #unsereLisa ist das genauso wenig unterscheidbar, wie in der Berichterstattung über die Ukraine-Krise.

Der Fall #unsereLisa zeigt, dass die Desinformationskampagnen politische Ziele verfolgen. Erstmals erlebte die deutsche Öffentlichkeit genau das, was für die Ukraine, die baltischen Staaten – das nahe Ausland Russlands – seit 2013 schon tägliche Erfahrung ist – mit dramatischen politischen und sozialen Folgen, wie die aktuelle Lage in der Ukraine zeigt: Die Destabilisierung der nationalen Institutionen, die Diskreditierung eines Teils der Elite oder Teile der Gesellschaft und die Spaltung staatlicher oder sozialer Gemeinschaften. Mit Blick auf Deutschland und andere europäische Länder[14] zielt die Desinformation aus Moskau nicht auf territoriale Geländegewinne – aber auf soziale und politische Erschütterung und Empörung, vielleicht auch auf eine Destabilisierung unseres funktionierenden demokratischen Systems. Ziel ist es, Europas Gesellschaften zu spalten und Europa als politische Union auseinanderzutreiben.[15]

Desinformation – Waffe im hybriden Krieg

Dieser hybrider Krieg zielt auf die  Durchsetzung russischer Interessen im Ausland. Der Begriff wurde vom Kreml selbst eingeführt. Im hybriden Krieg spielen  Informationen und Desinformationen eine zentrale Rolle. Die Ukraine wurde seit  dem Frühling 2013 – und damit lange vor der Annexion der Krim – zum Pilotfall. Bereits im Januar 2013 sprach der russische Generalstabschef Walerij Gerassimow vor der Russischen Akademie für Militärwissenschaft zu diesem Thema. Gerassimow stellte klar, dass Kriege im 21. Jahrhundert nicht mehr auf konventionellem Wege zu führen seien, sondern vielmehr über „einen breit gestreuten Einsatz von Desinformationen, von politischen, ökonomischen, humanitären und anderen nicht militärischen Maßnahmen, die in Verbindung mit dem Protestpotenzial der Bevölkerung zum Einsatz kommen.“[16] Mit Blick auf die deutsche Öffentlichkeit wurde seit Beginn 2016 gezielt auf das polarisierende Thema „Umgang mit Flüchtlingen“ gesetzt – sowie auf das Empörungspotenzial der Rechtspopulisten.

In der Ukraine allerdings wurde der nicht-lineare Krieg sehr viel weiter getrieben – und das ganz im Sinne der russischen Militärführung. Es trat ein, was Gerassimow als Ziel der nicht-linearen Kriegsführung beschrieben hatte: Ein blühender Staat könne „in wenigen Monaten oder sogar Tagen in eine Arena für erbitterte bewaffnete Auseinandersetzungen verwandelt werden.“ Mit aller Macht wollte Moskau die Demokratie- und Europabewegung im Land stoppen. Aus Sicht des Kreml ging von den Protesten in der Ukraine dieselbe Gefahr aus wie von den Protestbewegungen in der arabischen Welt seit 2011. Aus Sicht des Kreml waren die Maidanproteste eine fingierte Aktion des Westens, ein Angriff auf die ganze russische Welt, explizit als eine „erste Etappe in einem Feldzug gegen die gesamte russische Nation“[17]. Auch in der Ukraine wurden manipulierte und falsche Informationen als Waffe eingesetzt, um die Menschen auf einen prorussischen Kurs zu bringen oder zu halten. Das geschah über russische Medien in Russland selbst – aber auch in der Ukraine und in den russischen Auslandsmedien. Dabei wurde der Sturz des korrupten Viktor Janukowitsch in den russischen Medien als Putsch einer russlandfeindlichen Junta dargestellt, welche die Ukraine in Gewalt und Anarchie gestürzt habe. Die Demonstrationen seien das Werk von Faschisten und Banditen, die Ukraine dürfe nicht Nazis überlassen werden.

Für die Desinformationskampagnen, die Russland über seine Auslands- wie Inlandsmedien in Gang setzt, gilt: Sie alle folgen denselben Mustern, genutzt werden etablierte Feindbilder, angeknüpft wird an tief sitzende Ängste.IMG_5129

Rechtspopulisten und rechtsextreme Gruppierungen und ihre Anhänger sind ein guter Hebel, weil sie den Werten nahe stehen, die Moskau in der Welt verbreiten will: Antiliberal, fremdenfeindlich, homophob – das kennzeichnet die russische Innenpolitik unter Putin. Das ist in Deutschland kaum mehrheitsfähig, unter Deutschlands Rechtsextremen und Rechtspopulisten sehr wohl. Deshalb ist die rechte Szene ein idealer Verteiler.

Ob hinter diesen beobachtbaren Zusammenhängen ein System steckt, das will jetzt auch das Bundeskanzleramt wissen. Im Februar bestätigte das Kanzleramt Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz den Bundesnachrichtendienst beauftragt habe, Informationen über die mutmaßlich vom russischen Staat betriebenen Informationskampagnen zu sammeln. Drahtzieher seien möglicherweise russische Geheimdienste.[18]

Zielt die Propaganda auf die Kanzlerin? Oder gar auf den größeren demokratischen Kontext? Unzweifelhaft ist, dass Russland gezielt rechte Gegner der Flüchtlingspolitik in Deutschland unterstützt. Sicherheitskreise beobachten, dass Verbindungen zu rechtspopulistischen und -extremistischen Gruppierungen gepflegt werden. Im März 2015 waren etwa 150 Rechtsextreme aus mehreren europäischen Ländern nach Sankt Petersburg eingeladen zu einer Veranstaltung der Kreml-treuen Vaterlandspartei (Rodina). Dazu gehörten neben dem Ex-Chef der NPD, Udo Voigt aus Deutschland, der frühere Vorsitzende der britischen Nationalpartei, Nick Griffin und Mitglieder der neonazistischen Partei „Goldene Morgenröte“ aus Griechenland. Die Jugendorganisation der AfD „Junge Alternative“ reiste zu Kongressen in die Ukraine und nach Serbien, die vom Kreml organisiert waren. Es gab sogar ein sicherheitspolitisches Seminar in Potsdam, das gemeinsam mit der russischen Botschaft organisiert wurde. Arbeitstitel des Kongresses übrigens: „Migration als destabilisierendes Element“.

Ex-Nachrichtenredakteur Alexej Kowaljow und seine Mitstreiter in Moskau versuchen – wie andere Projekte im Netz – Fälschungen und Unwahrheiten der russischen Medien aufzudecken. “Offenbar braucht die russische Propagandamaschine dringend Geschichten zur Ablenkung”, heißt es auf ihrem Blog. Ablenkung von dem freien Fall, in dem sich die russische Wirtschaft befindet, von den Einschränkungen der Bügerrechte, von der Bereicherung der Putin-Getreuen.

Der Informationskrieg des IS

Auch der IS kennt und nutzt die Mechanismen des Netzes für seinen Kampf um die Köpfe. Mossul im Irak, Kobane in Syrien oder der Grenzübergang al Anbar in Jordanien – unaufhaltsam verbreitet der IS seinen Kampf und sein Einflussgebiet. Die IS-Terroristen besetzen Territorien – und sie stecken auch im Internet ihre Einflussgebiete ab. „Syrien dürfte der erste Konflikt sein, in dem eine große Zahl westlicher Kämpfer ihre Beteiligung in Echtzeit dokumentieren. Und in dem soziale Medien eine essentielle Quelle der Information und Inspiration sind“, schreiben die drei Extremismus-Forscher um den deutschen Politologen Peter R. Neumann vom Londoner „International Centre for the Study of Radicalisation and political Violence“ (ICSR) in ihrer im April 2014 veröffentlichten Studie “Greenbirds”[19].Terroristen wollen Schrecken verbreiten – im Netz lässt sich dieser viral multiplizieren.

Die medialen Spielregeln kennt auch der IS. Nachdem er bis 2015 bis zu 20.000 Twitter-Accounts unterhielt, diese dann aber geschlossen wurden, setzt er zunehmend auf eigene technische und mediale Plattformen. Nach den Anschlägen von Paris kündigte der IS an, seine Informationen künftig vor allem im Dark Web anzubieten und zu vertreiben.

Zweck und Mittel bleiben die gleichen, die Botschaften auch. Differenziert zielen die Terroristen des IS mit ihren unterschiedlich aufbereiteten Informationen auf Menschen in allen Regionen der Welt und in verschiedenen Sprachen.[20] Gelassen gehen die Propagandisten des IS von einer hohen Medienkompetenz ihrer Anhänger aus: Der IS ist kein Verbund verarmter Kämpfer mit wenig Bildung – von seinen rund 50.000 Milizen nutzen viele soziale Medien – sie wissen um deren Wirksamkeit und nutzen sie entsprechend.

Profite finanzieren die Medienarbeit des IS

Im Gegensatz zu allen anderen Terrororganisationen verfügt der IS über einen riesigen und hochprofitablen Herrschaftsbereich: Jeweils ein Drittel der Fläche Syriens und ein Drittel der Fläche des Irak, mit einigen Millionen Einwohnern, die Schutzgeld und Steuern zu zahlen haben.[21] Insgesamt beliefen sich die Jahreseinnahmen des IS auf 1,4 bis 1,5 Milliarden Dollar. Soviel Geld im Hintergrund erklärt, dass sich der IS eine differenzierte  PR-Abteilung leisten kann, die Medieninhalte zielgruppengerecht und multimedial umsetzt. Dazu gehören traditionelle Medienprodukte sowie vier nicht arabischsprachige Zeitschriften des IS: die englische Version mit dem Titel “Dabiq”[22], die französischsprachige “Dar Al- Islam”,[23]  die türkischsprachige IS- Zeitschrift “Konstantiniyye”[24]  und für potenzielle Rekruten in Russland und den benachbarten zentralasiatischen Ländern gibt es mit „ISTOK“ eine Zeitschrift in russischer Sprache. Im Mittelpunkt stehen die Helden des IS: junge Männer, die bereit sind, ihr Leben im Dschihad zu lassen.  So titelte die türkischsprachige Zeitschrift „Konstantiniyye“ in ihrer dritten Ausgabe das Bild einer gewaltigen Explosion und die Überschrift “Märtyrertod-Operationen sind erlaubt und rechtmäßig”.

Ohne die digitalen Medien wäre die Globalisierung des IS nicht denkbar. Der islamische Staat nutzt soziale Netzwerke auf eine Weise wie das zuvor bei keiner anderen terroristischen Gruppe der Fall war. Zwar haben auch andere Extremisten, wie zum Beispiel die Al-Shabaab-Miliz in Kenia beim Angriff auf das Einkaufzentrum in Nairobi 2013 getwittert, aber der islamische Staat hat eine regelrechte Strategie für die sozialen Medien entwickelt. Er leistet sich ein professionelles Kommunikationsunternehmen, al Hayat Media Centers, das Filme produziert und im Netz viral verbreitet.

Es war unsexy, träge, unverständlich – das Image von Al-Qaida: Asketische, hoch gebildete Führungspersonen und Kämpfer. Ideologen, die ihre Botschaft hatten. Helden, die wenig erreichbar schienen. Die Medienarbeit von Al-Qaida war vergleichsweise hölzern und lud nicht zum Mittun ein. Das war kein Dialog, keine Beteiligung, sondern Einbahnstraßenkommunikation.

Der IS hingegen hat attraktive, massenwirksame Narrative geschaffen, die je nach Zielgruppe an deren kulturellen und individuellen Erfahrungen und Erwartungen angepasst werden. Mit Konten bei Netzwerken mit weltweiter Reichweite spricht der IS ein breiteres Publikum an als die meisten anderen Terrororganisationen. Ob Twitter, Facebook, tumblr, you tube, Instagram, justpaste oder sound cloud – die Nachrichten des IS werden den Gesetzen des Mediums entsprechend komponiert und produziert. Die Botschaft ist für die jeweiligen Nutzergruppen unterschiedlich verpackt: clean und ohne Blutvergießen für westliche Nutzer –  blutig und brutal für die Nutzer in den umkämpften Ländern. So gewinnt der IS junge Dschihadisten auch in Deutschland. Wie den 21-jährigen Arid Uka. Der junge Mann stammt aus dem Kosovo, lebte in Frankfurt und war als Leiharbeiter am Flughafen Frankfurt tätig. Weder das Bundeskriminalamt noch der Verfassungsschutz hatten den Mann im Visier. Am 2. März 2011 verübte Uka den ersten erfolgreichen islamisch motivierten Terroranschlag auf deutschem Boden, bei dem zwei Personen starben. Der Schock bei den deutschen Sicherheitsbehörden saß tief. Wie konnte das passieren? Wieso war dieser Mann total unbekannt? Die Antwort ist erschreckend: In relativ kurzer Zeit hatte sich der  Kosovare radikalisiert – vor seinem Computer in Deutschland. Wie viele andere konsumierte er die Propaganda radikaler islamischer Prediger. Er fand Gleichgesinnte, Anerkennung und Zuflucht in einer neuen, virtuellen Realität.

Das Video der Hinrichtung von James Foley (seit November 2012 verschleppt), das auf einer Internetseite, die solche Filme duldet, bisher 1,3 Millionen Mal angesehen wurde, ist an Nutzer im Westen adressiert.[25] Foley macht in orangener Guantanamo-Kluft die USA für seinen Tod verantwortlich, bereut, als Amerikaner geboren zu sein und spricht andere von jeder Schuld frei. Nach diesen Worten setzt der maskierte Killer, der Englisch mit britischem Akzent spricht, dem Journalisten das Messer an die Kehle und bewegt es. Dann verdunkelt sich das Bild. Es fließt kein Tropfen Blut. Die Enthauptung vor laufender Kamera ist wahrscheinlich vorgetäuscht.

Krieg mit anderen Mitteln

In den Videos, die sich an arabische Nutzer richten, ist die Sprache eine ganz andere: Wie in dem Video, das über elf Minuten die Ermordung rebellischer Staatsangehöriger vom Stamm der Schweifat nahe der syrischen Stadt Seir al Sor zeigt – und das an Brutalität nicht zu überbieten ist. Hier ist das Ziel: Abschreckung und Unterwerfung. Das hat gut funktioniert – in vielen syrischen und irakischen Orten ergaben sich die Menschen der zahlenmäßig unterlegenen Terrormiliz. Die kurdischen Peschmerga rannten Anfang August fast überall einfach davon.

Die Zielgruppe solcher Geschichten im Netz sind potenzielle Rekruten aus dem Ausland. Die sind meist jung, männlich und onlineaffin. Schätzungen zufolge sind zwischen 12000 und 15000 Ausländer in den Konflikten in Syrien und dem Irak auf Seiten des IS aktiv. Der Verfassungsschutz warnt vor einer „virtuellen Dschihad-Gemeinschaft“ im Netz, die natürlich auch in Deutschland lebt. Immerhin: 6200 Salafisten in Deutschland[26] meldet der deutsche Verfassungsschutz. Tendenz steigend. Und mehr als 150 junge Dschihadisten seien aus Deutschland ins Kriegsgebiet gereist, Tendenz ebenfalls steigend.

Kriege werden vor dem Bildschirm entschieden

„Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“, wusste schon Otto von Bismarck. Im digitalen Zeitalter werden Kriege nicht mehr erklärt, sondern zunehmend über Information und Desinformation geführt und an Computer- und TV-Bildschirmen entschieden. Das wichtigste Schlachtfeld ist das Internet, wie es im Spiegel-Artikel „Das Ende der Wahrheit“ vom 30.1.2016[27] richtig heißt. Und wir, die deutschen Nutzer, sind eine strategisch wichtige Zielgruppe.

 

 

[1] Wichtiger Anlass war die Silvesternacht in Köln, die russische Medien zum Anlass nahmen, vor der Eroberung Europas durch die Flüchtlinge zu warnen, zum Teil mit fingierten und manipulierten Statements von angeblichen Flüchtlingen, z.B. in der Sendung “Завоевание Европы”, http://www.5-tv.ru/glavnoe/broadcasts/508981/328/

[2] Beispiele aus russischen Medien, die zeigen, wie Deutschland als ein Land dargestellt wird, das die Kontrolle verloren hat, als ein Land, in dem Chaos und Unordnung herrscht: “СМИ: власти Германии не имеют информации о 130 тысячах мигрантов на территории страны”unter http://www.1tv.ru/news/world/302799, „В Германии вынесен первый приговор по делу о беспорядках,которые мигранты устроили в новогоднюю ночь“ unter http://www.1tv.ru/news/world/302697, “Власти Германии обвинили российские СМИ в применении методов пропаганды времен “холодной войны”unter http://www.1tv.ru/news/world/302410 (Deutschland habe Russland vorgeworfen, Methoden aus dem Kalten Krieg anzuwenden).

[3] Meinungsumfrage zitiert nach Mandraud, Isabelle: „L’offensive mediatique russe vise l’Europe“, 12.2.2016, S. 2.

[4] Die Informationspolitik Russlands hat einen klaren Zweck: Russland, zumindest in den Augen und Ohren der Nutzer russischer Medien, wieder zu dem zu machen, was es sein sollte: eine globale Supermacht. Nirgendwo gelang diese Informationskampagne besser als in Syrien. Nicht nur medial, auch politisch hat Russland dort erreicht, worum es geht: Auf Augenhöhe mit den USA entscheidet Russland über Krieg oder Waffenstillstand.

[5] Aus der Ostukraine aber hat die Agentur nahezu ausschließlich wohlwollende Beiträge über die prorussischen Anhänger der von Separatisten gegründeten “Volksrepublik Donezk” im Angebot. Zudem dürfen Rechtsradikale wie der Brite Nick Griffin oder der NPD-Ideologe Olaf Rose bei Ruptly gegen die EU und ihre Ukraine-Politik hetzen.

[6] Laut Statistischen Bundesamt (Stand 2014) leben in Deutschland 2.927.000 Menschen erster und zweiter Generation aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Ethnische Minderheiten sind ein guter Hebel, um Zugang zu schaffen für Informationen aus russischer Sicht. Das gilt für die Separatisten in der Ost-Ukraine, für die russischen Minderheiten im Baltikum und nun offensichtlich auch für die Deutschland-Russen, als deren Schutzmacht sich Russland versteht. Deutschland ist in der EU neben den baltischen Staaten das Land mit der größten russischsprachigen Diaspora.

[7] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-127194954.html

[8] Gudkow ist Direktor des Moskauer Lewada-Zentrums, des führenden unabhängigen Meinungsforschungsinstituts in Russland.

[9] Desinformation hier verstanden als eine nach objektiven Maßstäben falsche Information, von der der Urheber oder diejenigen, die sie verbreiten, selbst wissen, dass sie falsch ist

[10] Vgl. http://www.1tv.ru/news/world/300073

[11] Versandt wurde diese deutsche Fassung von einer falschen Facebook-Gruppe unter dem Titel „Anonymus“.

[12] Freytag, Peter: Vereint im Propagandakrieg. Kontext: Wochenzeitung Nummer 253, 6. 2.2016, S. 1.

[13] Vgl. NTV: „Lawrow will Steinmeier anrufen“, 29.1.2016, vgl. www.n-tv.de/politik/Lawrow-will-Steinmeier-anrufen-article16888251.html

[14] Die Moskauer (Des)Informationskampagnen treffen aber auch die europäischen Nachbarn. Seit Oktober 2015 veröffentlichte der Auswärtige Dienst der EU einen wöchentlichen Überblick über die jüngsten Informationskampagnen. Auch das ungarische Forschungsinstitut Political Capital bestätigt enge Verbindungen zwischen einigen extrem rechten Parteien Europas und der aktuellen russischen Führung.

[15] Vgl. „Das Ende der Wahrheit“, in: Der Spiegel, 30.1.2016.

[16] Gutschker, Thomas: „Putins Schlachtplan“. In: FAZ 7.9.2014, vgl. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/putin-hat-invasion-der-ukraine-seit-2013-geplant-13139313.html

[17] Ebd.

[18] Der Tagesspiegel, 20.2.2016, S. 4.

[19] Zwar werden die meisten Auslandskämpfer über persönliche Kontakte und Netzwerke ins Kriegsgebiet gelotst, doch das Internet spielt eine wichtige Rolle. Auch die Bundesregierung warnt: „Die Propaganda des IS und dessen Kämpfer, Unterstützer und Sympathisanten, die im Internet verbreitet wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Rekrutierung neuer Kämpfer“. Vgl. http://icsr.info/wp-content/uploads/2014/04/ICSR-Report-Greenbirds-Measuring-Importance-and-Infleunce-in-Syrian-Foreign-Fighter-Networks.pdf

[20] Das erste Mal traf das David Pearl, den israelisch-amerikanischen Journalisten in Pakistan 2002.

[21] Allein in Mosul, der zweitgrößten irakischen Stadt, die die Terroristen Mitte Juni erobert haben, beliefern sich die sogenannten Steuern auf acht Millionen Dollar pro Monat, wie die libanesische Journalistin Mona Alami in einer Studie für die Carnegie Stiftung schreibt.

[22] An diesem Ort in Nordsyrien soll es zur Endzeitschlacht gegen die „Ungläubigen” kommen.

[23] Haus oder Herrschaftsbereich des Islams.

[24] Osmanische Bezeichnung für Istanbul, die an die islamische Eroberung des byzantinischen Konstantinopels und seine Umwandlung in die Hauptstadt des Osmanen- Kalifats erinnert.

[25] Eine Minute, elf Sekunden. Ein Mensch wird ermordet, die Kamera läuft. Anfang Oktober 2014 verbreitete die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein Video im Internet, das die Enthauptung des Briten Alan Hennings zeigt, eines 47-jährigen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, der neun Monate zuvor in Syrien entführt worden war. Es war das vierte entsprechend inszenierte Video einer Enthauptung.

[26] https://magazin.spiegel.de/SP/2016/5/142149732/index.html

Act Digital! Wie Medien in Afrika einen Beitrag zu Demokratie und Entwicklung leisten

Digitale Informationen sind in Krisen und Konfliktregionen wichtig, um Kommunikation aufrechtzuerhalten, als Frühwarnsystem – und vor allem auch um Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Digitale Medien sind aber auch in Friedenszeiten in den Ländern des globalen Südens ein Hebel für soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Medienentwicklung und die Stärkung des Rechts auf digitale Teilhabe ist deshalb von entscheidender Bedeutung, wie die Analyse von Ute Schaeffer zeigt.

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Pressefreiheit muss man lernen – ein Interview mit “Scala – aktuelle Kultur” WDR 5

Pressefreiheit gewähren ist das eine, Pressefreiheit wahrnehmen können, das andere. Wie lässt sich Fake vom Fakt unterschieden? Hate und Propaganda werden massenhaft verbreitet – in sozialen Netzen in Deutschland und in den Konflikt- und Krisengebieten weltweit. Mit verheerenden Folgen für Entwicklung und Frieden. Warum die DW-Akademie deshalb in ihrer internationalen Arbeit auf das Thema Medienkompetenz setzt. Ein Gespräch von WDR 5- Scala – aktuelle Kultur – mit Ute Schaeffer, Stellv. Direktorin der Deutsche Welle Akademie. Listen 

WDR 5 Scala – aktuelle Kultur | 03.05.2017 | 07:21 Min

Medien entwickeln, das Recht auf digitale Teilhabe durchsetzen – warum Medienentwicklungszusammenarbeit wichtiger wird

Das Internet birgt unerschöpfliche Chancen auf Bildung, Partizipation und wirtschaftliches Wachstum. Es kann ein Hebel sein für Entwicklung insgesamt. Jedoch nur, wenn es gesetzlich und politisch den Rahmen und die Freiheit dafür gibt. Und wenn Menschen ungehindert den Zugang zu digitalen Informationen haben. Doch dieses Grundrecht auf Meinungs- und Informationsfreiheit wird zunehmend beschnitten und eingeschränkt. Ein Beitrag zur Medienentwicklungszusammenarbeit für den Blog zur Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit des Deutschen Instituts für Entwicklung D I E. Read more

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Im Oktober 2016 startete die  Veranstaltungsreihe “KulturPolitik im Dialog” im Institut für Auslandbeziehungen -IfA – in Stuttgart mit dem Thema Flucht und Migration. IfA Kollegin Juliane Pfordte stellt in ihrem Interview Fragen zum DW-Buch “einfach nur weg – die Flucht der Kinder”, das im Rahmen der Reihe vorgestellt wurde. 12 Geschichten zu Fluchtursachen und Fluchtwegen jugendlicher Flüchtlinge aus Afghanistan, der Elfenbeinküste, dem Iran, Guinea, Sierra Leone, Somalia, Syrien, Tschetschenien. Read more …..